Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29
Automated Translation
Magazin für Litertur 1900, Volume 69, 10
129. “The Three Daughters of Lord DuPont”
Play in four acts by Eugene Brieux
Performance at the Lessing Theater, Berlin
What originally had spirit also shows it in a more or less mutilated reproduction. The somewhat "free" translation of this play proves this. It is a social play, in the best sense of the word, full of inner truth. Mr. Dupont has three daughters. The eldest was seduced at an early age, then thrown out into life; now she lives like those who seem to be living proof against the national economic principle that only "work" represents real "value". The second daughter has remained on the paths of virtue. She works her way joylessly into the stage of the "old maid". The third is sold off to an unloved man at an early age and is soon driven to the realization that she must do as countless wives do: lead a bourgeoisly correct married life and enjoy herself as much as she can on the side. With strict, firmly established logic, the result is developed from the social conditions, from the character traits of the characters. Mr. Dupont is an artistic masterpiece. Everything turns out differently than he intended, but he always thinks of himself as a clever diplomat. He represents the true spirit of philistinism, the gift of taking the most wrong, the most stupid for the right, the desirable. Mendacity in the guise of bourgeoisie, the immoral in the guise of the morally correct. A true dramatic satirist has drawn this print shop owner.
«DIE DREI TÖCHTER DES HERRN DUPONT»
Schauspiel in vier Aufzügen von Eugene Brieux
Aufführung im Lessing-Theater, Berlin
Was ursprünglich Geist hat, zeigt diesen auch in einer mehr oder weniger verstümmelten Nachbildung. Die etwas «freie» Übersetzung dieses Schauspiels beweist das. Ein soziales Schauspiel ist es, im besten Sinne des Wortes, voll innerer Wahrheit. Herr Dupont hat drei Töchter. Die älteste ist früh verführt, dann ins Leben hinausgeworfen worden; nun lebt sie wie diejenigen, die ein lebender Beweis gegen den nationalökonomischen Grundsatz zu sein scheinen, daß nur «Arbeit» einen wirklichen «Wert» darstellt. Die zweite Tochter ist auf den Pfaden der Tugend geblieben. Sie arbeitet sich freudlos in das Stadium der «alten Jungfer» hinein. Die dritte wird früh verschachert an einen ungeliebten Mann und bald zu der Erkenntnis getrieben, daß sie es machen muß wie unzählige Ehefrauen: ein bürgerlich korrektes Eheleben führen und sich nebenbei vergnügen, wie sie es kann. Mit strenger, festgefügter Logik wird das Ergebnis aus den sozialen Voraussetzungen, aus den Charaktereigenschaften der Personen entwickelt. Ein künstlerisches Prachtstück ist dieser Herr Dupont. Alles wird anders, als er es gewollt hat; er hält sich aber immer für den schlauen Diplomaten. In ihm stellt sich der rechte Geist des Philistertums dar, die Gabe, das Verkehrteste, das Dümmste für das Richtige, Wünschenswerte zu halten. Die Verlogenheit im Gewande der Biederkeit, das Unmoralische im Kleide des Moralisch-Korrekten. Ein echter dramatischer Satiriker hat diesen Druckereibesitzer gezeichnet.