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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Litertur 1900, Volume 69, 10

128. “The Youth of Today”

A German comedy by Otto Ernst
Performance at the Königliches Schauspielhaus, Berlin

A significant success of this comedy was reported from several places. Here at the Königliches Schauspielhaus it has also achieved such a success. Otto Ernst has met the mood of the vast majority of the theater audience in the most alarming way. What could be more plausible for this audience than that his thinking, feelings and intentions are excellent, uniquely and solely socially acceptable, and that only ridiculous, silly intellectuals can find fault with the solid attitude of the true bourgeoisie. The young doctor Hermann Kröger belongs to such a solid bourgeois family. His father is a philistine of the type often found in official positions. These people are so "normal" in spirit that they need little, and they have crossed the line where imbecility begins. Once they have crossed this line, they are retired. The mother is accordingly. She loves her children like "good" women love their children, and she provides the meals. Hermann Kröger has become a capable doctor; he has even already discovered his "bacillus". His younger brother is still at grammar school. He wants to be an "individuality". We learn of the way in which he strives to become one, that he consists of strolling and carousing, because those who "oxen" are for him the "far too many", the average people. During his student days, Hermann Kröger got to know a real Nietzsche giger, Erich, who was just living it up. This kind of silly person doesn't just exist among the "youth of today". They are people who have nothing to do, know nothing and don't want to learn anything - in fact, they are quite inferior. They pick up some philosophical phrases that are in themselves quite indifferent to them, but which are supposed to make their hollow skulls appear to be filled with deep knowledge. Among the people they meet in life are also those who fall for them. Hermann Kröger is taken in by Erich. He is in danger of being converted to superhumanity by a raghead. However, he is cured at the right time and enters the harbor of a proper, good marriage. In recent years, the word "comedy" has taken on a new meaning. In Otto Ernst's play, its good old meaning has been restored. What else is going on in the play serves the main tendency: the "solid" philistinism is a splendid world view in comparison to the folly of a part of modern youth draped in Nietzschean and Stirnerian phrases. There is not much to this tendency. It is banal. But there is no reason to criticize comedy for the sake of this tendency. However, the dramatic realization should lift the trivial content into a better sphere. The style here is no better than that of "War in Peace", "Rape of the Sabines" and so on. The characterization is of that hurtful kind which paints the colors by which we are to understand the peculiarities of the characters in thick complexes; the events follow each other as if there were no such thing as a logic of facts. It is true that we can do without this in comedy, but then there is only one means of transforming the impossible into something instantly enjoyable for our imagination: wit. It was not at the poet's side when he wrote the comedy.

«JUGEND VON HEUTE»

Eine deutsche Komödie von Otto Ernst
Aufführung im Königlichen Schauspielhaus, Berlin

Aus mehreren Orten wurde ein bedeutender Erfolg dieser Komödie gemeldet. Auch hier im Königlichen Schauspielhaus hat sie einen solchen erzielt. Otto Ernst ist der Stimmung des weitaus größten Teiles des Theaterpublikums in bedenklichster Weise entgegengekommen. Was könnte es auch für dieses Publikum Einleuchtenderes geben, als daß sein Denken, Empfinden und Wollen vortrefflich, einzig und allein gesellschafterhaltend sei und daß nur lächerliche, alberne Geistesgigerln an der soliden Gesinnung echten Bürgertums etwas tadelnswert finden können. Einer derartig soliden bürgerlichen Familie gehört der junge Arzt Hermann Kröger an. Sein Vater ist ein Philister von demjenigen Typus, wie man ihn in Beamtenstellungen oft findet. Diese Leute sind ihrem Geiste nach so «normal», daß sie nur wenig brauchen, und sie haben die Grenze überschritten, wo der Schwachsinn beginnt. Haben sie diese Grenze überschritten, dann werden sie pensioniert. Die Mutter ist entsprechend. Sie liebt ihre Kinder, wie «gute» Frauen ihre Kinder lieben, und sie sorgt für die Mahlzeiten. Hermann Kröger ist ein tüchtiger Arzt geworden; er hat sogar bereits die Entdeckung seines «Bazillus» weg. Sein jüngerer Bruder ist noch Gymnasiast. Er will eine «Individualität» sein. Von dem Wege, auf dem er sie zu werden sich bestrebt, erfahren wir, daß er in Bummeln und Zechen besteht, denn die, welche «ochsen», das sind für ihn die «Vielzuvielen», die Durchschnittsmenschen. Hermann Kröger hat während seiner Studienzeit ein rechtes Nietzsche-Gigerl kennen gelernt, den nur sich auslebenden Erich. Diese Sorte alberner Menschen gibt es nicht bloß innerhalb der «Jugend von heute». Es sind die Leute, die nichts zu tun haben, nichts kennen und nichts lernen wollen, eigentlich ein ganz inferiores Gelichter. Sie greifen irgendwelche philosophischen Phrasen auf, die ihnen an sich ganz gleichgültig sind, die aber ihren hohlen Schädel als einen von tiefer Erkenntnis erfüllten erscheinen lassen sollen. Unter den Leuten, die ihnen im Leben begegnen, sind nun auch solche, die ihnen auf den Leim gehen. Hermann Kröger geht dem Erich auf den Leim. Er ist in Gefahr, von einem Geisteslumpen sich zum Übermenschentum bekehren zu lassen. Er wird aber zur rechten Zeit geheilt und läuft in den Hafen einer rechten, braven Ehe ein. In den letzten Jahren hat das Wort «Komödie» eine neue Bedeutung erhalten. Bei Otto Ernst ist ihre gute alte wieder hergestellt. Was sonst in dem Stück vorgeht, dient der Haupttendenz: das «solide» Philisterium ist eine prachtvolle Weltanschauung im Vergleich zu dem mit Nietzsche- und Stirnerschen Phrasen sich drapierenden Narrentum eines Teiles der modernen Jugend. Zwar ist an dieser Tendenz nicht viel. Sie ist banal. Aber es liegt kein Grund vor, die Komödie um dieser Tendenz willen zu tadeln. Doch müßte die dramatische Durchführung den trivialen Inhalt in eine bessere Sphäre heben. Der Stil ist hier um nichts besser als derjenige von «Krieg im Frieden», «Raub der Sabinerinnen» und so weiter ist. Die Charakteristik ist von jener verletzenden Art, die uns die Farben, durch die wir die Eigentümlichkeiten der Personen verstehen sollen, in dicken Klexen hinmalt; die Vorgänge folgen sich, als ob es so etwas wie eine Logik der Tatsachen nicht gäbe. Es ist zwar richtig, daß wir diese im Lustspiel auch entbehren können, aber dann gibt es nur ein Mittel, das Unmögliche für unsere Phantasie in ein augenblicklich Genießbares umzuwandeln: den Witz. Er hat bei Abfassung der Komödie dem Dichter nicht zur Seite gestanden.