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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Litertur 1900, Volume 69, 10

130. “The Athelete”

Play in three acts by Hermann Bahr
Performance at the Lessing Theater, Berlin

Of Hermann Bahr's theatrical attempts, this is the best. However, it is still not quite right. An Austrian baron is, as they say, out of his element. He has his own ideas and principles. This does not mean much other than that he is relatively reasonable compared to the other members of his aristocratic kin. That is why he is considered an eccentric by these others. He married, not out of passionate love for his wife, but - well, because he married. That is the characteristic of the whole "Athlete", that one remains without any "why". The man works diligently together with his wife. Their common duties made them worthy of each other. She is what one calls an impeccable woman. But she betrays her husband. Why? Yes, because Bahr likes it that way. The man finds out about it. He is contrite at first. He wants to fight the seducer. His brother is to initiate the matter. When he arrives, the good man realizes the ridiculousness of the attitude on which the duel is based among his relatives in such cases. He gives up the duel. He cannot forgive the woman, but he will continue to devote himself to his common duties with her.

The whole thing is a collection of dramatized apergus that Bahr has made about life. Disjointed, unmotivated, moody, Bahrian. This man has a very distinctive intellectual idiosyncrasy. You can study it in particular in his critical remarks. He has a self-invented theory of knowledge. It is well known that you can think a lot about how something you claim to be true is true. One person cites this, another that. Bahr always has only one reason why he claims something to be true. That is that it has just occurred to him.

«DER ATHLET»

Schauspiel in drei Aufzügen von Hermann Bahr
Aufführung im Lessing-Theater, Berlin

Von Hermann Bahrs theatralischen Versuchen ist dieser der beste. Was Rechtes ist er allerdings trotzdem nicht. Ein österreichischer Baron ist, wie man sagt, aus der Art geschlagen. Er hat so seine eigenen Ideen und Grundsätze. Es heißt das nicht viel anderes, als daß er gegenüber den sonstigen Mitgliedern seiner aristokratischen Verwandtschaft relativ vernünftig ist. Deshalb gilt er diesen andern als Sonderling. Er hat sich verheiratet, nicht aus leidenschaftlicher Liebe zu seiner Frau, sondern — nun, weil er sich verheiratet hat. Das ist in dem ganzen «Athlet» das Charakteristische, daß man auf jedes «Warum» ohne «Darum» bleibt. Der Mann arbeitet mit der Frau fleißig zusammen. Die gemeinsamen Pflichten machten sie einander schätzenswert. Sie ist das, was man eine ganz tadellose Frau nennt. Aber sie berrügt doch ihren Mann. Warum? Ja, weil es eben Bahr so gefällt. Der Mann erfährt die Sache. Er ist zuerst zerknirscht. Er will sich mit dem Verführer schlagen. Sein Bruder soll die Sache einleiten. Als dieser kommt, tritt dem guten Mann die Lächerlichkeit der Gesinnung vor Augen, auf der bei seinen Verwandten in solchen Fällen das Duell beruht. Er gibt es auf, sich zu duellieren. Er kann der Frau zwar nicht verzeihen, aber er wird sich mit ihr weiter den gemeinsamen Pflichten widmen.

Das Ganze ist eine Sammlung dramatisierter Apergus, die Bahr über das Leben gemacht hat. Unzusammenhängend, unmotiviert, launisch, bahrisch. Dieser Mann hat eine ganz hervorstechende Geisteseigentümlichkeit. Man kann sie an seinen kritischen Ausführungen ganz besonders studieren. Er hat eine selbst erfundene Erkenntnislehre. Bekanntlich kann man viel nachdenken, wodurch etwas wahr ist, das man als wahr behauptet. Der eine führt da dies, der andere jenes an. Bahr hat immer nur einen Grund, warum er etwas behauptet. Das ist der, daß es ihm eben eingefallen ist.