Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus
GA 24
Neue Tatsachen über die Vorgeschichte des Weltkrieges
Ein Interview des Berichterstatters des «Matin» Jules Sauerwein mit Dr. Rudolf Steiner über die unveröffentlichten Memoiren des verstorbenen deutschen Generalstabschef von Moltke Oktober 1921
[ 1 ] «Sie wissen, daß wenn man Ihren Gegnern glauben darf, der Generalstabschef durch Sie zuerst den Kopf und dann die Marneschlacht verloren haben soll.»
[ 2 ] Das ist die Frage, die ich an den berühmten Geistesforscher und Soziologen Rudolf Steiner, geborenen DeutschÖsterreicher, richtete. Ich hege für ihn seit mehr als fünfzehn Jahren aufrichtige Bewunderung und freundschaftliche Empfindungen. Es gereichte mir seinerzeit zur großen Befriedigung, mehrere seiner theosophischen Werke ins Französische zu übertragen. Jedesmal wenn meine Reise es gestattet, versäume ich nicht, bei der Durchreise durch Basel Dr. Steiner in Dornach einen kurzen Besuch zu machen.
[ 3 ] Ich traf ihn auch dieses Mal bei dem merkwürdigen und gewaltigen Bau, der von seinen Schülern den Namen Goetheanum erhalten hat in Würdigung Goethes als Vorläufer der Geisteswissenschaft. Ich habe bereits im «Matin» sowohl über den Mann wie über den Bau und dessen wunderbare Lage, auf den letzten von Burgruinen überkrönten Ausläufern des Jura geschrieben.
[ 4 ] Rudolf Steiner war gerade aus Deutschland zurückgekehrt, nachdem er in Stuttgart und Berlin vor Tausenden begeisterter Zuhörer Vorträge über seine Lehre gehalten hatte. In Dornach empfing er am gleichen Tage eine Gruppe von 120 Theologen, mit denen er in einer Erörterung theologischer und religiöser Fragen getreten war. Eine ganze Anzahl dieser Theologen beabsichtigen auf Grundlage der von Dr. Steiner vertretenen Lehren eine Neugestaltung des religiösen Lebens in Angriff zu nehmen.
[ 5 ] Dr. Steiner arbeitete gerade an einer gewaltigen Gruppe in Holzplastik, welche Christus und die unterliegenden verführerischen Mächte, Luzifer und Ahriman, darstellt. Es ist dies eine der eindrucksvollsten Schöpfungen, die ich jemals gesehen habe; sie wird den zentralen Abschluß des kleineren Kuppelraumes im Goetheanum bilden. Während ich in der Abenddämmerung die Hörer beobachtete, welche in kleinen Gruppen die Anhöhe heraufstiegen, um sich zum Vortrage zu versammeln, erzählte mir Dr. Steiner von den Angriffen seiner Gegnerschaft. Klerikale und Alldeutsche und fanatische Anhänger verschiedener Religionsbekenntnisse kämpfen mit jeder Waffe und bei jeder Gelegenheit gegen ihn.
Die Furcht vor der Wahrheit
[ 6 ] Als ich ihm geradewegs die Frage stellte bezüglich des Generals von Moltke, richtete er seine durchdringenden Augen auf mich, welche mich aus einem von vierzigjährigem intensivsten geistigen Ringen durchfurchten Antlitze anschauten.
[ 7 ] «Was Sie mir sagen, setzt mich nicht in Verwunderung. Es wird vor keinem Mittel zurückgeschreckt, mich aus Deutschland und womöglich auch aus der Schweiz zu vertreiben. Diese Angriffe gehen auf die verschiedensten Untergründe zurück. Insofern sie sich aber auf meine Beziehungen zu Moltke erstrecken, haben sie ein ganz bestimmtes Ziel. Sie wollen die Veröffentlichung einiger Aufzeichnungen verhindern, die Moltke vor seinem Tode für seine Familie gemacht hat und deren Herausgabe im Buchhandel ich im Einverständnis mit Frau von Moltke besorgen sollte.
[ 8 ] Diese Memoiren hätten schon 1919 erscheinen sollen. Unmittelbar vor ihrem Erscheinen suchte mich eine Persönlichkeit auf, welcher die diplomatische Vertretung Preußens in Stuttgart oblag, um mir zu sagen, daß diese Publikation unmöglich sei und daß man sie in Berlin nicht werde haben wollen. Später kam ein General zu mir, welcher in Stellungen um den General von Moltke und Wilhelm II. gewesen war, und machte mir dieselben Vorstellungen. Dagegen erhob ich Protest und wollte mich darüber hinwegsetzen. Ich dachte mich an den damals in Versailles anwesenden Grafen von Brockdorff-Rantzau zu wenden; konnte aber nichts erreichen. Meine Bemühungen blieben um so mehr ohne Erfolg, als man zur gleichen Zeit an Frau von Moltke mit Vorstellungen herantrat, denen sie sich nicht entziehen konnte.
[ 9 ] Warum diese Befürchtungen? Diese Memoiren sind durchaus nicht eine Anklage gegen die kaiserliche Regierung. Es geht aber aus ihnen hervor, was vielleicht schlimmer ist, daß sich die Reichsregierung im Zustande vollkommener Verwirrung und unter einer unbegreiflich leichtsinnigen und ignoranten Führung befand. Man kann auf die verantwortlichen Persönlichkeiten den Satz anwenden, welchen ich in meinem Vorwort niedergeschrieben habe: ‹Nicht was sie getan haben, hat zur Herbeiführung des Unheils beigetragen, sondern das ganze Wesen ihrer Persönlichkeiten.›
[ 10 ] Ich kann hinzufügen, daß es in den eigentümlichen Verhältnissen lag, welche bewirkten, daß zuletzt die Wucht der entscheidenden Entschließungen auf einem einzigen Mann, dem Generalstabschef, lasteten, welcher sich dadurch gezwungen sah, seine militärische Pflicht zu tun, weil die Politik auf dem Nullpunkt angekommen war. Ich habe niemals vor dem Rücktritt Moltkes mit ihm über politische oder militärische Fragen gesprochen. Erst später, als er schwer erkrankt war, sprach er sich natürlicherweise mir gegenüber offen über alle diese Angelegenheiten aus, und ich will Ihnen, da Sie dieses interessieren wird, sagen, was er mir selbst erzählte und was auch aus seinen unveröffentlichten Memoiren ersichtlich ist.
[ 11 ] Ende Juni 1914 begab sich Moltke, der seit 1905 Generalstabschef war, aus Gesundheitsrücksichten nach Karlsbad. Er hat bis zu seinem Tode nichts gewußt von einer Potsdamer Beratung vom 5. oder 6. Juli. Er war erst nach dem Ultimatum an Serbien gesund nach Berlin zurückgekehrt. Seit seiner Rückkehr hatte er, wie er sagte, die feste Überzeugung, daß Rußland angreifen werde. Er sah die tragische Entwickelung deutlich voraus, welche die Dinge annehmen mußten, das heißt, er glaubte an die Teilnahme Frankreichs und Englands an dem Weltkonflikt. Er schrieb für den Kaiser ein Memorandum, das auf dieNotwendigkeit zu treffender Maßnahmen hinwies. Der Plan des deutschen Generalstabes war im wesentlichen seit langer Zeit festgelegt. Er war durch den Vorgänger Moltkes, von Schlieffen, aufgestellt worden. Sie kennen seine Grundzüge: Große Massen sollten gegen Frankreich geworfen werden, um mit jedem Preis eine rasche Entscheidung im Westen zu erzielen. Gegen Rußland war eine schwache Verteidigungsarmee vorgesehen, die nach der Entscheidung auf dem westlichen Kriegsschauplatz später aufgefüllt werden sollte.
Betörte Menschen
[ 12 ] Von Moltke hatte in einem allerdings wichtigen Punkte den Plan seines Vorgängers geändert. Während Schlieffen den gleichzeitigen Durchmarsch durch Belgien und Holland in Aussicht genommen, hatte Moltke auf Holland verzichtet, um Deutschland im Falle einer Blockade Atmungsmöglichkeiten zu lassen.
[ 13 ] Als Moltke am Freitag, dem 31. Juli, ins Schloß kam, fand er völlig verwirrte Leute. Er hatte, wie er sagte, den Eindruck, daß er sich in die Lage versetzt sah, ganz allein einen Entschluß fassen zu müssen. Der Kaiser unterzeichnete an diesem Tage noch nicht den Mobilmachungsbefehl, einen Befehl, der in Deutschland durchaus der Kriegserklärung gleichkommt, denn sobald dieser Befehl erteilt ist, rollt alles einschließlich der ersten Operation zu bestimmten Stunden mit einem unerbittlichen Automatismus ab. Wilhelm II. begnügte sich für jenen Tag, den Zustand der drohenden Kriegsgefahr zu proklamieren. Am folgenden Tag, am Samstag, dem 1. August um vier Uhr nachmittags, ließ er Moltke wieder zu sich rufen, und in den nunmehr folgenden sechs Stunden spielte sich das folgende Drama ab.
[ 14 ] Moltke trifft den Kaiser in Gegenwart von Bethmann Hollweg, welchem buchstäblich die Knie zitterten, des Kriegsministers Falkenhayn, des Generals von Plessen, Lyncker und einigen anderen. Der Kaiser erhebt lebhaften Widerspruch gegen die Absichten des Generalstabschefs. Er habe, sagt er, die besten Nachrichten aus England erhalten. England werde nicht nur neutral bleiben - wie Georg V. ihm mitteile -, es werde sogar Frankreich verhindern, am Kriege teilzunehmen. Unter diesen Bedingungen sei es logisch, die ganze Armee gegen Rußland zu werfen. Nein, antwortete Moltke, der Plan muß im Osten wie im Westen so ausgeführt werden, wie er festgesetzt ist, wenn wir nicht das größte Unglück herbeiführen wollen.
Die technischen Gründe
[ 15 ] Die Einwände berühren Moltke nicht, er weigert sich, irgend etwas zu ändern. Er macht geltend, daß im Sinne des Mobilmachungsbefehles ohne jeden Aufschub verfahren werden müsse. Er glaubt nicht an die englischen Telegramme, und mit dem Mobilmachungsbefehl in der Hand, den Wilhelm II. soeben unterzeichnet hat, wird er entlassen, die anderen in einem Zustande völliger Verwirrung zurücklassend. So kam es, daß aus rein militärischen Rücksichten die Entscheidung über den Kriegsausbruch fallen mußte. Auf dem Wege vom Schloß zum Generalstab wird sein Wagen von einem kaiserlichen Automobil eingeholt. Moltke wird im Auftrag des Kaisers zurückgerufen. Der Kaiser ist aufgeregter denn je. Er zeigt seinem Generalstabschef ein Telegramm aus England. Er glaubt aus diesem Telegramm mit absoluter Gewißheit zu ersehen, daß der Konflikt auf den Osten beschränkt und daß England und Frankreich neutral bleiben werden. ‹Es muß›, so schließt er, ‹sofort ein Befehl an die Armee gelangen, im Westen nicht vorzugehen.› Moltkes Antwort lautet, daß man eine Armee nicht der Alternative von Befehl und Gegenbefehl aussetzen könne. Da wandte sich der Kaiser, während Moltke dabei stand, an den Flügeladjutanten vom Dienst und befahl ihm, sofort dem Kommando der 16. Division nach Trier den Befehl zu übermitteln, sie solle nicht in Luxemburg einmarschieren. Moltke begibt sich nach Haus. Erschüttert, weil er das größte Unheil aus solchen Maßnahmen erwartet, setzt er sich an seinen Tisch. Er erklärt, er könne in dem Sinne des telephonischen Befehles des Kaisers keine Maßnahmen für die Armee treffen. Dieser Befehl wird ihln von einem Adjutanten zur Unterschrift überbracht. Er verweigert die Unterschrift und schiebt den Befehl zurück. Bis um 11 Uhr abends bleibt er in einem Zustand dumpfer Erschöpfung, trotzdem er ganz gesund von Karlsbad zurückgekommen war. Um 11 Uhr wird er angeläutet. Der Kaiser fragt wieder nach ihm. Er begibt sich sofort auf das Schloß. Wilhelm II., der sich schon zur Ruhe begeben hatte, wirft einen Schlafrock über und sagt: Alles hat sich geändert. Das Unheil ist im Anzug. Der König von England hat soeben in einem neuen Telegramm erklärt, daß er mißverstanden worden sei und daß er weder in seinem Namen noch in demjenigen Frankreichs irgendeine Verpflichtung übernehme. Er schließt mit den Worten: Jetzt können Sie machen, was Sie wollen. Und nun beginnt der Krieg.
Trübe Vorzeichen
[ 16 ] Im Monat August habe ich den General von Moltke ein einziges Mal, und zwar am 27. August in Koblenz, gesehen. Unsere Unterhaltung drehte sich um rein menschliche Angelegenheiten. Das deutsche Heer war noch im vollen Sieges-zuge. Es war auch keine Veranlassung, über das zu sprechen, was noch nicht da war. Die Marneschlacht entfaltete sich später. Ich hatte bis dahin von Moltke nicht mehr gesehen. Sie ging unter Bedingungen vor sich, welche von Moltkes Erwartungen auf das tiefste erschüttern mußten. Während der Probemanöver hatte er mehrmals einen vorsichtigen Vormarsch auf dem rechten Flügel ausführen lassen, der bei einem Marsch auf Paris hätte in Betracht kommen können. Dreimal war Kluck, der den Oberbefehl über den rechten Flügel hatte, zu schnell vorgerückt. Jedesmal sagte Moltke zu ihm, wenn Sie im entscheidenden Augenblick ebenso schnell vorrücken, werden wir im Ernstfall den Krieg verlieren. Als der Armee von Kluck die Umfassung drohte, sah sich Moltke von einer schrecklichen Ahnung ergriffen. Es stieg ihm der Gedanke auf: der Krieg könnte für Deutschland verloren werden. Das scheint mir zur ‹Psychologie› des Kriegsverlaufes zu gehören. Als von Moltke am 13. September ins Hauptquartier zurückkehrte, machte er den Eindruck eines tief erschütterten Mannes. Die Umgebung des Kaisers hielt ihn für krank. Von diesem Augenblick an führte in Wirklichkeit Falkenhayn, ohne den offiziellen Titel zu haben, den Oberbefehl. Später, als Moltke das Bett hüten mußte, besuchte ihn Wilhelm II. Bin ich es noch, der die Operationen leitet? fragte er den Kaiser. Ich glaube in der Tat, daß Sie es noch sind, antwortete ihm Wilhelm II. So wußte während Wochen der Kaiser noch nicht einmal, wer der tatsächliche Oberbefehlshaber seiner Truppen sei.
[ 17 ] Aber nun ein neues Beispiel von der Meinung, die man von Wilhelm II. in dessen eigener Umgebung hatte. Eines Tages, als von Moltke mir die Gefühle tiefen Leides schilderte, die er nach der Einnahme von Antwerpen über Belgien zurückkehrend empfand, befragte ich ihn zum erstenmal über den Einmarsch in Belgien. Wie kommt es, so fragte ich. daß ein Kriegsminister im Reichstag behaupten konnte, daß der Plan eines Einfalles in Belgien nicht existiert habe. Dieser Minister, antwortete Moltke, kannte meinen Plan nicht, der Kanzler aber war auf dem Laufenden. Und der Kaiser? Niemals, sagte Moltke: Der war zu geschwätzig und indiskret. Er hätte es der ganzen Welt ausgeplaudert!»
Jules Sauerwein
Anmerkung der Schriftleitung, Rudolf Steiner, dem wir die Absicht mitteilten, sein Gespräch mit Jules Sauerwein auch hier zu veröffentlichen, schreibt die folgenden
New Facts About the Prehistory of the World War
An interview by "Matin" reporter Jules Sauerwein with Dr. Rudolf Steiner about the unpublished memoirs of the late German Chief of Staff von Moltke October 1921
[ 1 ] "You know that, if your opponents are to be believed, the Chief of the General Staff is said to have lost first his head and then the Battle of Marne through you."
[ 2 ] This is the question I put to the famous spiritual researcher and sociologist Rudolf Steiner, born a German-Austrian. I have had sincere admiration and friendly feelings for him for more than fifteen years. It gave me great satisfaction at the time to translate several of his theosophical works into French. Whenever my travels permit, I never fail to pay a brief visit to Dr. Steiner in Dornach when passing through Basel.
[ 3 ] This time, too, I met him at the strange and imposing building that was given the name Goetheanum by his students in honor of Goethe as a forerunner of spiritual science. I have already written in the "Matin" about the man as well as the building and its wonderful location on the last foothills of the Jura, crowned by castle ruins.
[ 4 ] Rudolf Steiner had just returned from Germany after giving lectures on his teachings to thousands of enthusiastic listeners in Stuttgart and Berlin. In Dornach on the same day he received a group of 120 theologians with whom he had entered into a discussion of theological and religious questions. Quite a number of these theologians intended to tackle a reorganization of religious life on the basis of the teachings advocated by Dr. Steiner.
[ 5 ] Dr. Steiner was working on a huge group of wooden sculptures depicting Christ and the underlying seductive powers, Lucifer and Ahriman. It is one of the most impressive creations I have ever seen; it will form the central end of the smaller domed room in the Goetheanum. As I watched the listeners coming up the hill in small groups at dusk to gather for the lecture, Dr. Steiner told me about the attacks of his opponents. Clerics and all-Germans and fanatical followers of various religious denominations are fighting against him with every weapon and at every opportunity.
The fear of the truth
[ 6 ] When I asked him the question about General von Moltke straight away, he turned his penetrating eyes on me, which looked at me from a face furrowed by forty years of intense spiritual struggle.
[ 7 ] "What you tell me does not astonish me. No means will be spared to drive me out of Germany and possibly also out of Switzerland. These attacks are based on a wide variety of grounds. But insofar as they extend to my relations with Moltke, they have a very specific aim. They want to prevent the publication of some notes that Moltke made for his family before his death and whose publication in the book trade I was supposed to arrange in agreement with Mrs. von Moltke.
[ 8 ] These memoirs should have been published in 1919. Immediately before its publication, a person in charge of Prussia's diplomatic representation in Stuttgart came to see me to tell me that this publication was impossible and that they would not want it in Berlin. Later, a general who had been in positions around General von Moltke and Wilhelm II came to me and gave me the same ideas. I protested against this and wanted to disregard it. I thought of turning to Count von Brockdorff-Rantzau, who was present in Versailles at the time, but could achieve nothing. My efforts were all the more unsuccessful as at the same time Mrs. von Moltke was approached with ideas that she could not resist.
[ 9 ] Why these fears? These memoirs are by no means an indictment of the imperial government. But it is clear from them, what is perhaps worse, that the imperial government was in a state of complete confusion and under incomprehensibly reckless and ignorant leadership. One can apply to the responsible personalities the sentence I wrote down in my preface: 'It was not what they did that contributed to bringing about the disaster, but the whole nature of their personalities.
[ 10 ] I might add that it was the peculiar circumstances which caused the weight of the decisive decisions to rest finally on a single man, the Chief of the General Staff, who saw himself compelled to do his military duty because politics had come to a standstill. I never spoke to him about political or military issues before Moltke's resignation. It was only later, when he was seriously ill, that he naturally spoke openly to me about all these matters, and since this will interest you, I will tell you what he told me himself and what is also evident from his unpublished memoirs.
[ 11 ] At the end of June 1914, Moltke, who had been Chief of the General Staff since 1905, went to Carlsbad for health reasons. Until his death, he knew nothing of a Potsdam consultation on July 5 or 6. He had only returned to Berlin in good health after the ultimatum to Serbia. Since his return he had, as he said, been firmly convinced that Russia would attack. He clearly foresaw the tragic development that things were bound to take, that is, he believed in the participation of France and England in the world conflict. He wrote a memorandum for the Kaiser pointing out the necessity of measures to be taken. The plan of the German General Staff had essentially been laid down for a long time. It had been drawn up by Moltke's predecessor, von Schlieffen. You know its main features: Large masses were to be thrown against France in order to achieve a quick decision in the west at any cost. A weak defensive army was planned against Russia, which was to be replenished later after the decision on the western theater of war.
Disturbed people
[ 12 ] Von Moltke had changed his predecessor's plan on one important point, however. While Schlieffen had envisaged a simultaneous march through Belgium and Holland, Moltke had renounced Holland in order to give Germany breathing space in the event of a blockade.
[ 13 ] When Moltke arrived at the castle on Friday, July 31, he found people completely confused. He had the impression, as he said, that he found himself in the position of having to make a decision all by himself. The Kaiser had not yet signed the mobilization order that day, an order which in Germany was tantamount to a declaration of war, for as soon as this order was given, everything, including the first operation, was carried out at specific times with a relentless automatism. Wilhelm II contented himself for that day with proclaiming the imminent threat of war. The following day, on Saturday, August 1, at four o'clock in the afternoon, he summoned Moltke again, and in the six hours that followed, the following drama unfolded.
[ 14 ] Moltke met the Emperor in the presence of Bethmann Hollweg, whose knees were literally trembling, the War Minister Falkenhayn, General von Plessen, Lyncker and several others. The Emperor voiced strong opposition to the intentions of the Chief of Staff. He had, he said, received the best news from England. England would not only remain neutral - as George V informed him - but would even prevent France from taking part in the war. Under these conditions, it would be logical to throw the whole army against Russia. No, replied Moltke, the plan must be carried out in the East as well as in the West as it is laid down, if we do not wish to bring about the greatest misfortune.
The technical reasons
[ 15 ] The objections do not affect Moltke; he refuses to change anything. He asserts that the mobilization order must be complied with without delay. He does not believe in the English telegrams, and with the mobilization order in his hand, which Wilhelm II has just signed, he is dismissed, leaving the others in a state of complete confusion. Thus it came about that the decision on the outbreak of war had to be made for purely military reasons. On the way from the palace to the General Staff, his car was overtaken by an imperial automobile. Moltke is recalled on behalf of the Emperor. The Emperor is more excited than ever. He shows his Chief of Staff a telegram from England. He believes he can see with absolute certainty from this telegram that the conflict is confined to the East and that England and France will remain neutral. 'An order must be sent immediately to the army,' he concludes, 'not to proceed in the west. Moltke's reply was that an army could not be exposed to the alternative of orders and counter-orders. While Moltke was standing there, the Kaiser turned to the wing adjutant on duty and ordered him to immediately transmit an order to the command of the 16th Division in Trier that it was not to march into Luxembourg. Moltke went home. Shaken, because he expects the greatest disaster from such measures, he sits down at his table. He declares that he cannot take any measures for the army in accordance with the Emperor's telephonic order. This order is brought to him by an adjutant for his signature. He refuses to sign and pushes the order back. He remained in a state of dull exhaustion until 11 o'clock in the evening, even though he had returned from Karlsbad in good health. At 11 o'clock he is rung up. The Emperor asks for him again. He immediately goes to the palace. Wilhelm II, who had already retired, throws on a robe and says: "Everything has changed. Disaster is on its way. The King of England has just declared in a new telegram that he has been misunderstood and that he will not accept any obligation on behalf of himself or France. He concludes with the words: "Now you can do what you like. And now the war begins.
Bloomy omens
[ 16 ] In the month of August, I saw General von Moltke only once, on August 27 in Koblenz. Our conversation revolved around purely human matters. The German army was still in full victory mode. There was no reason to talk about what was not yet there. The Battle of Marne unfolded later. I had not seen von Moltke until then. It took place under conditions which must have shaken von Moltke's expectations to the core. During the trial maneuvers he had several times ordered a cautious advance on the right wing, which could have been considered in a march on Paris. Three times Kluck, who had supreme command of the right wing, had advanced too quickly. Each time Moltke said to him, "If you advance just as quickly at the decisive moment, we will lose the war in an emergency. When Kluck's army was threatened with being surrounded, Moltke was seized by a terrible premonition. The thought came to him: the war could be lost for Germany. This seems to me to be part of the 'psychology' of the course of the war. When von Moltke returned to headquarters on September 13, he gave the impression of a deeply shaken man. Those around the Kaiser thought he was ill. From that moment on, Falkenhayn, without having the official title, was in fact in command. Later, when Moltke was confined to bed, Wilhelm II visited him. Is it still me who is in charge of the operations? he asked the Emperor. I do indeed believe that it is still you, replied Wilhelm II. For weeks, the Kaiser did not even know who was the actual commander-in-chief of his troops.
[ 17 ] But now a new example of the opinion people had of Wilhelm II in his own environment. One day, when von Moltke was describing to me the feelings of deep sorrow he was experiencing on his return to Belgium after the capture of Antwerp, I asked him for the first time about the invasion of Belgium. How was it, I asked, that a Minister of War could claim in the Reichstag that the plan to invade Belgium had not existed? This minister, Moltke replied, did not know my plan, but the Chancellor was up to date. And the Kaiser? Never, said Moltke: he was too talkative and indiscreet. He would have blabbed it to the whole world!"
Jules Sauerwein
Note from the editors, Rudolf Steiner, whom we informed of our intention to publish his conversation with Jules Sauerwein here as well, writes the following