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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Current Social and Economic Issues
GA 332b

10 March 1922, Berlin

Automated Translation

Review of the Threefold Period

Rudolf Steiner: Regarding the 1919 appeal: On the one hand, it was very appropriate, but on the other hand, it had to be clear that it was a challenge to the professors and lecturers. Of course you can do that, but you also have to try to get through to them. It wasn't quite as bad as that, but it was similar to the cultural appeal in May 1919.

I don't think I can say that the positive outcome was what everyone had hoped for. This is not due to any carelessness or lack of activity within the student body, but to our current circumstances, which are really very difficult to overcome. It is all too easy to be seen as a rabble-rouser when characterizing today's conditions. But burying our heads in the sand is not helpful either. We have to be clear about one thing: the world needs anthroposophical will. We have to get through to it. The forms in which this anthroposophical will appears today may need to be replaced by others, and in this respect too, no stone may remain as it is; a breakthrough in this direction is necessary.

On the one hand, we have to admit this to ourselves. On the other hand, we will always be surprised to see the older generation today is afflicted with such indolence, with such a lack of interest in what is actually going on. There is such a terrible blindness, more a blindness of will than of the other powers of the soul. Say what you will about earlier times, but in terms of lack of willpower, our time is the most terrible that has been experienced in the history of humanity. One can only say that some people do not have good will, but good opinions; one experiences it again and again, one does not need to accuse anyone. For example, I spoke about the idea of threefolding in the political science association in Kristiania. You couldn't say that people didn't understand anything about it; it was clear from what was said: the professors, both theorists and practitioners, talked about the issues, but it didn't occur to them that something could follow from what they had absorbed that would be more than reading an interesting essay. People no longer grasp that something must be done in the world. That is the bleak part. It is, after all, the repelling of everything that actually means action. The younger generations, in particular, must feel this, must recognize it. We have a terrible selection process when it comes to leadership positions. I don't care whether someone speaks pro or contra in relation to anthroposophy. But what matters is the spiritual level of the speaker, as was demonstrated this morning by Dr. Tillich. That is why I said before that one looks like a rabble-rouser when one characterizes the times. Such personalities, who are blinded by blinkers, can become associate professors and licentiates. Such [note breaks off].

Rückblick auf die Dreigliederungszeit

Rudolf Steiner: Betreffend Aufruf 1919: Dieser war auf der einen Seite sehr geeignet, auf der anderen Seite aber musste man sich klar sein, dass man die Professoren und die Dozentenschaft damit herausforderte. Das kann man selbstverständlich tun, aber man muss auch danach trachten, durchzudringen. Es ging ja nicht ganz so schlimm, aber doch ähnlich wie beim Kulturaufruf im Mai 1919.

Ich glaube nicht, sagen zu können, dass der positive Erfolg der war, den sich alle versprochen haben. Das [ist] auf keine Lässigkeit oder eine geringe Tätigkeit innerhalb der Studentenschaft zurückzuführen, sondern auf unsere heutigen wirklich sehr schwer zu bemeisternden Zustände. Es kann einem sehr leicht passieren, dass man wie ein wüster Agitator angesehen wird, wenn man die heutigen Zustände charakterisiert. Aber eine Art Vogel-Strauß-Politik-Betreiben hilft auch nicht. Man muss sich klar darüber sein, die Welt hat anthroposophisches Wollen nötig. Man muss damit durchkommen. Mögen die Formen, in denen dieses anthroposophische Wollen heute auch auftritt, vielleicht durch andere ersetzt werden, mag auch in dieser Beziehung von der äußeren Form kein Stein so bleiben, wie er ist, ein Durchbruch nach dieser Seite ist eben notwendig.

Das müssen wir uns auf der einen Seite sagen. Auf der anderen wird man immer und immer überrascht sein, zu sehen, mit welcher Indolenz, mit welchem Nicht-schen-Wollen desjenigen, was eigentlich vorgeht, die ältere Generation heute behaftet ist. Es liegt eine solch furchtbare Blindheit vor, mehr eine Blindheit des Willens als der anderen Seelenkräfte. Man mag von früheren Zeiten sagen, was man will, aber in der Willensinitiative ist unsere Zeit die furchtbarste, die in der Weltgeschichte der Menschheit erlebt worden ist. Man kann nur sagen, nicht guten Willen, aber gute Meinung haben manche Leute, man erlebt es immer wieder, man braucht niemand anzuklagen. Ich habe zum Beispiel in Kristiania im staatswissenschaftlichen Verein über die Idee der Dreigliederung gesprochen. Man konnte nicht sagen, die Leute hätten gar nichts davon verstanden; das ging aus dem Gesprochenen hervor: Die Professoren, sowohl Theoretiker als Praktiker, redeten über die Dinge, aber es kam ihnen nicht die Idee, dass aus dem, was sie aufgenommen haben, für sie etwas folgen könnte, das mehr wäre als das Lesen eines interessanten Aufsatzes. Die Leute kommen nicht mehr darauf, dass etwas getan werden muss in der Welt. Das ist das Trostlose. Es ist ja das Abwehren alles dessen, was eigentlich Tun heißt. Dies müssen besonders die jüngeren Generationen spüren, müssen dies erkennen. Wir haben ja eine furchtbare Auslese in Bezug auf Führerstellen. Mir ist es einerlei, ob einer pro oder kontra in Bezug auf Anthroposophie spricht. Aber auf das geistige Niveau des Redners kommt es an, wie sich dies heut Vormittag bei dem Privatdozenten Dr. Tillich zeigte. Deshalb sagte ich vorher, man sehe wie ein wüster Agitator aus, wenn man die Zeitlage charakterisiert. Solche Persönlichkeiten, die mit Scheuklappen behaftet sind, können die Privatdozentenschaft und das Lizentiat erlangen. Solche [Aufzeichnung bricht ab.]