Correspondence with Edith Maryon
1912–1924
GA 263
Translated by Steiner Online Library
Verses and Notes for Edith Maryon 1918–1924
In addition to the following verses given for Edith Maryon, Rudolf Steiner also gave her meditations from three esoteric hours: Dornach, May 27, 1923, October 23, 1923 and January 3, 1924. (See GA 265, p. 455 ff.)
In the free human being
The universe is gathered together.
Therefore, grasp it with a free mind.
And you will find the world.
And through you will the spirit of the world.
You want to think “God”:
This is the language of Goethe's soul;
With this intention you plunge
Yourself into contradictions and doubts.
You should think “divinely”;
and “God” works in you.
Thus Goethe sensed as the solution
to the riddle of God
And so, for the solution,
thought must be spiritual science.
E. M. on Nov. 30, 1918
This book's author
I look into the universe that my
senses perceive and that my mind thinks,
which is bound to the brain-nervous system.
What comes from this universe is mine
body. It has its center in my
limb system. Spiritually, there is only the
will. But this will sleeps in me. I must
awaken it.
2.) I imagine that behind the universe there is
another one, which my senses do not perceive and
which my brain-nervous system-bound
mind cannot think. In this universe
I was before I was born (conceived).
In this universe I will be when I
have died. From this universe
come the forces that have built
the heart-lung system in my body.
Spiritually, there is
But this feeling dreams within me.
I must understand what is dreaming in my feeling:
In every thing
In all becoming
Life dreams;
I am in dreams,
Thinking disturbs me.
Dreams live,
Live in me—
In waking dreams,
Conscious and clear:
I live,
Live in me,
Life-filled
Waking dream world.
The new reality,
The dream-awakened one,
I grasp
With waking judgment.
She carries on her waves
The old reality,
Which my eyes showed me,
Which my ears revealed to me,
Which my skin felt.
The old reality
She had her life
Awakened from dreams by you
You new reality.
3.) I think to myself:
both
the reality of the senses
and the
reality awakened by dreams
are in a
third
completely supersensible, exalted, invisible,
inconceivable.
In this universe I am only
asleep.
From this universe come the forces that
spiritually build my metabolic man.
My intellect lives in it.
In the human being
there is,
outside of the human body, a living spirit;
I am in the spirit,
but thinking disturbs me,
perceiving disturbs me,
Feeling disturbs me
Wanting disturbs me
Sleeping I live
Live in me
Spirit World
World Spirit—
So become conscious
From
Spirit World
World Spirit
Spirit-illuminated Consciousness
Conscious spirit-light
The lofty reality
The slumber-waking
Do I grasp
Waking judgment
She bears on her waves
The old reality,
Which my eyes revealed
And the new reality
Which my dreams wove.
O lofty reality
Call my self
To wakefulness
Let it forget
New reality
And old reality.
Salutary is only when
In the mirror of the human soul
The whole community is formed;
And in the community
The power of the individual soul lives.
That is the motto of social ethics.
To put the active spirit
in place of the thought
means in this age
to perceive the fundamental social demand.
For Edith Maryon
on December 26, 1922
When man discovered how the world
Is scattered into atoms without end,
His knowledge combined
With the death of nature;
He must now strive in the spirit
To find what overcomes scattering
And he will direct his knowledge
to the world's evolution.
Rudolf Steiner
Edith Maryon, 9 February 1923:
Human powers are of two kinds.
One stream of power goes inward:
It gives shape and inner rootedness.
Another stream of power goes outward:
It gives wellbeing and brightens the light of life.
Therefore, think of yourself as a light human being
whom the formative forces of the heavy physical body afflict.
Rudolf Steiner
If the gods had
consumed themselves in joy,
how would the world have come into being;
they would have scattered their own being
into the world air:
They became sad about it
And, lamenting, they embraced
Joy is the fire
And from the lament
The blessed Fiat arose
The world-creating word.
Their essence
That shines
When the lament
Melts into ashes.
Rudolf Steiner Sprüche und Niederschriften für Edith Maryon 1918 bis 1924
Außer den hier folgenden für Edith Maryon gegebenen Sprüchen gab ihr Rudolf Steiner auch Meditationen aus drei esoterischen Stunden: Dornach, 27. Mai 1923, 23. Oktober 1923 und 3. Januar 1924. (Siehe GA 265, S. 455 ff.)
Im freien Menschenwesen
Fasset das Weltall sich zusammen.
Darum faß dich mit freiem Sinne,
Und du findest die Welt,
Und durch dich wird der Geist der Welt.
Du willst «Gott» denken:
So spricht Goethes Seele;
Du stürzest mit diesem Wollen
Dich in Widerspruch und Zweifel.
Du sollst «göttlich» denken;
und «Gott» wirket in Dir:
So ahnte Goethe als Lösung
Des Gottesrätsels
Und so muß zur Lösung
Denken Geisteswissenschaft.
E. M. zum 30. Nov. 1918
Dieses Buches Verfasser
Ich blicke in das Weltenall, das meine
Sinne wahrnehmen und das mein Verstand denkt,
der an das Gehirn-Nervensystem gebunden ist.
Aus diesem Weltenall stammt, was an mir
Leib ist. Der hat seinen Mittelpunkt in meinem
Extremitätensystem. Geistig ist da nur der
Wille. Aber dieser Wille schläft in mir. Ich muß
ihn wecken.
2.) Ich denke mir, hinter dem Weltenall ist ein
anderes, das meine Sinne nicht wahrnehmen und
das mein an das Gehirn-Nervensystem gebundener
Verstand nicht denken kann. In diesem Weltenall
war ich, bevor ich geboren (empfangen) worden bin.
In diesem Weltenall werde ich sein, wenn ich ge-
storben sein werde. Aus diesem Weltenall heraus
stammen die Kräfte, die in meinem Leib das
Herz-Lungensystem hineingebaut haben. Geistig ist
da das Gefühl. Aber dieses Gefühl träumt in mir.
Ich muß verstehen, was in meinem Gefühl träumt:
In jedem Dinge
In allem Werden
Leben Träume;
Ich bin im Träumen,
Das Denken stört mich.
Träume lebet,
Lebet in mir—
In wachen Träumen,
Bewußt und klar:
Lebe ich,
Lebt in mir
Lebenerstarkte
Wache Traumeswelt.
Die neue Wirklichkeit,
Die traumeserwachte,
Ergreife ich
Wachen Urteiles.
Sie trägt auf ihren Wogen
Die alte Wirklichkeit,
Die mir Augen zeigten,
Die mir Ohren offenbarten,
Die meine Haut tastete.
Die alte Wirklichkeit
Sie hatte ihr Leben
Von dir aus Träumen Erwachte
Du neue Wirklichkeit.
3.) Ich denke mir:
Beide
die Sinnes-Wirklichkeit
und die
Traumerwachte Wirklichkeit
sind in einer
Dritten
Ganz übersinnlichen, erhabenen, unsichtbaren,
ungreifbaren.
In diesem Weltenall bin ich nur
schlafend.
Aus diesem Weltenall stammen die Kräfte, die
geistig meinen Stoffwechselmenschen bauen.
Es lebt darin mein Intellekt.
In dem Menschen
Der da ist
Außer der MenschenPhysis Lebet Geistes-Sein;
Ich bin im Geistessein
Doch Denken stört mich
Wahrnehmen stört mich
Fühlen stört mich
Wollen stört mich
Schlafend lebe ich
Lebet in mir
Geistes-Welt
WeltenGeist—
So werde bewußt
Aus
Geistes-Welt
Welten-Geist
Geisterleuchtetes Bewußtsein
Bewußter Leuchtegeist
Die hohe Wirklichkeit
Die schlaferwachte
Ergreife ich
Wachen Urteiles
Sie trägt auf ihren Wogen
Die alte Wirklichkeit,
Die mir Augen zeigten
Und die neue Wirklichkeit
Die mir Träume woben.
O hohe Wirklichkeit
Rufe mein Selbst
Zum Wachen
Laß es vergessen
Neue Wirklichkeit
Und alte Wirklichkeit.
Heilsam ist nur, wenn
Im Spiegel der Menschenseele
Sich bildet die ganze Gemeinschaft;
Und in der Gemeinschaft
Lebet der Einzelseele Kraft.
Das ist das Motto der Sozialethik
Den wirkenden Geist
an die Stelle des gedachten setzen
heißt in dieser Zeit
die soziale Grundforderung empfinden.
Für Edith Maryon
zum 26. Dezember 1922
Als der Mensch erfand wie die Welt
In Atome endlos zerstiebt,
Verband sich sein Erkennen
Mit dem Tode der Natur;
Er soll nun Streben in dem Geiste
Zu finden, was Zerstiebtes überwindet
Und er wird sein Erkennen
Richten nach dem Werden der Welt.
Rudolf Steiner
Edith Maryon zum 9. Febr. 1923:
Des Menschen Kräfte sind zweifach geartet;
Es geht ein Strom von Kräften nach Innen:
Er gibt Gestalt und inneres Wurzelsein;
Es geht ein Strom von Kräften nach außen:
Er gibt das Wohlsein und Lebenslichterhellung;
Drum denke sich als leichten Lichtmenschen
Wen die Bildekräfte des schweren Körpermenschen plagen.
Rudolf Steiner
Wenn die Götter nur
sich in Freude verzehrt hätten,
wie wäre die Welt entstanden;
sie hätten nur ihr Eigenwesen
In die Weltenluft verstreut:
Traurig wurden sie d’rum
Und umfaßten klagend
Freude ist das Feuer
Und aus der Klage
Erstand das selige Fiat
Das weltenschaffende Wort.
Ihr Eigenwesen
Das erglänzt
Wenn die Klage
In Asche zerrinnt.