Notes from Mathilde Scholl 1904–1906
GA 91
4 September 1906, Landin
Automated Translation
13. Light on the Path I
Before the eye can see, it must wean itself from tears.
That is to say, before the world of the soul opens up to our gaze, we must control our own soul in such a way that it becomes a means by which we can understand everything of a spiritual nature. Tears are drawn from the eye by its own pain. As long as the soul is moved by its own pain, it cannot become the organ for the pain of other beings that is hidden from the physical eye. But first the soul must be prepared by its own pain. The soul organ for giving must be developed through its own pain. But it can only become active when it grows beyond its own pain, when a person can feel pain without being shaken by it, when he has acquired complete composure. Then the ability to feel pain is transformed into the ability to perceive the pain of other beings, to see it as something real. Every pain is there to lift people up a level, to transform their feelings from a human, moving, passionate one into a divine, serene, enlightened one. Only then can the soul of his fellow creatures be reflected in his soul. His inner eye opens; he learns to see in the world of souls.
Before the ear is able to hear, sensitivity must fade.
We must learn not to take what is said in the voice, the word of another person, personally - neither the pleasant through vanity nor the unpleasant through hurt. What the other person says to us must no more hurt us than if he had said it to a person we did not care about. It must not touch us. If we have refined our soul to such an extent that it is free of all vanity, the coarse vibrations of the hurtful word cannot leave an impression in our ear. They may reach our soul and be heard, but they cannot enter and wreak havoc. Overcoming all personal vanity, all sense of the importance of one's own being in relation to others, that is what enables us to hear the words of higher beings. These sounds are drowned out by the vibrations of one's own soul for the sensitive ear.
13. Licht auf den Weg I
Bevor das Auge sehen kann, muss es der Tränen sich entwöhnen.
Das heißt, bevor die Seelenwelt unserem Blick sich eröffnet, müssen wir die eigene Seele so beherrschen, dass sie zum Mittel wird, wodurch wir alles Seelische verstehen können. Tränen werden dem Auge durch den eigenen Schmerz entlockt. Solange die Seele durch eigenen Schmerz bewegt ist, kann sie nicht zum Scherauge werden für den dem physischen Auge verborgenen Schmerz anderer Wesen. Aber zuerst muss die Seele vorbereitet werden durch eigenen Schmerz das Seelenorgan zum Schen muss durch eigenen Schmerz entwickelt werden. Aber in Tätigkeit kann es erst treten, wenn es über den eigenen Schmerz hinauswächst, wenn der Mensch Schmerz empfinden kann, ohne sich dadurch erschüttern zu lassen, wenn er vollkommene Gelassenheit sich erworben hat. - Dann wird die Fähigkeit des Schmerzempfindens umgewandelt in die Fähigkeit, den Schmerz anderer Wesen wahrzunehmen, ihn zu sehen als etwas Wirkliches. Jeder Schmerz ist dazu da, den Menschen eine Stufe höher zu heben, sein Empfinden aus einem menschlichen, bewegten leidenschaftsvollen in ein göttliches, gelassenes, abgeklärtes umzuwandeln. Dann kann erst in seine Seele die Seele seiner Mitgeschöpfe spiegeln. Sein inneres Auge tut sich auf; er lernt sehen in der Seelenwelt.
Bevor das Ohr vermag zu hören, muss die Empfindlichkeit ihm schwinden.
Wir müssen lernen, das, was uns aus der Stimme, dem Wort des andern Menschen entgegentönt, nicht persönlich aufzufassen - weder durch Eitelkeit das Angenehme noch durch Verletztsein das Unangenehme. Was uns der andere sagt, muss uns nicht mehr verletzten, als ob er es einem uns ganz gleichgültigen Menschen gesagt hätte. Es darf uns nicht berühren. Haben wir unsere Seele so verfeinert, dass sie frei ist von aller Eitelkeit, so können die groben Schwingungen des verletzenden Wortes im Ohr keinen Eindruck hinterlassen. - Sie mögen herandringen an unsere Seele und vernommen werden, aber einziehen und Verheerungen anrichten können sie nicht. Überwindung aller persönlichen Eitelkeit, allen Gefühls für die Wichtigkeit des eigenen Wesens gegenüber den andern, das ist es, was uns befähigt, die Worte höherer Wesen zu vernehmen. Dem empfindlichen Ohr werden diese Klänge durch die eigenen Seelenschwingungen übertönt.