Aufsätze über die Dreigliederung des sozialen Organismus
GA 24
Zweites Memorandum (erste Fassung vom 22. Juli 1917)
[ 1 ] «Kein Volk darf gezwungen werden, unter einer Herrschaft zu leben, der es widerstrebt. Besitzwechsel und Rückkehr in früher giltiges Hoheitsverhältnis ist nur in den Ländern zu gestatten, wo das Volk selbst zur Sicherung seiner Freiheit, seines Behagens und Zukunftsglückes Wechsel und Rückkehr verlangt ... Die befreiten Völker der ganzen Erde müssen sich in aufrichtigem Gemeinschaftsempfinden ... zu einem festen Bund verknüpfen, der mit den geeinten Kräften aller den Frieden und die Gerechtigkeit im Völkerverkehr zu schirmen vermag. Brüderlichkeit darf nicht länger ein leeres Wort sein: muss ein allgemein anerkannter Begriff werden, der auf dem Fels der Wirklichkeit ruht.»
[ 2 ] So umschreibt Herr W. Wilson, was durch die Teilnahme Amerikas an diesem Kriege Wirklichkeit werden soll. Bestechende Worte sind es, denen gegenüber man sagen kann, dass sich jeder vernünftige Mensch mit gesundem Empfinden zu ihnen bekennen müsse. Schriebe sie ein schriftstellernder Menschenfreund zur Erbauung eines Leserkreises nieder: man könnte bei der Anerkennung ihrer Selbstverständlichkeit stehen bleiben. Man könnte wohl auch mit der Geste des Moralisten versichern, dass der kein Freund des Fortschrittes und der Freiheit sein könne, der etwas dagegen einwenden will. Man kann sogar heute schon Stimmen vernehmen, die betonen, dass dieser Krieg doch die Lehre gebracht habe: nur derjenige treibe gegenwärtig höhere, zeitgemäße Politik, der sich zu einem solchen oder einem ähnlichen Ideale bekenne und sein Handeln darnach einrichte.
[ 3 ] Es ist jedenfalls eine undankbare Aufgabe, gezwungen zu sein, sich gegen Vorstellungen wenden zu müssen, welche in solchem Grade die Vernunft und das Herz der Menschen für sich zu haben scheinen. Die noch dazu das Ergebnis der «wahren geschichtlichen Entwickelung der Menschheit zur edelsten Demokratie» zu sein scheinen. Und dennoch muss das Folgende auf der Grundlage erbaut sein, dass das Bekenntnis zu Wilsons Wollen nicht nur dem Angehörigen der mittel- und osteuropäischen Völker ein logisches Laster sein muss, sondern auch, dass innerhalb dieses Krieges und nach demselben jede einzelne Handlung und Maßnahme so geschehen müssen, dass dieses Wilson’sche Wollen an der Gesundheit und Fruchtbarkeit dieser Maßnahmen und Handlungen sich brechen muss.
[ 4 ] In diesen Ausdruck, den Herr Wilson seinem Wollen gegeben hat, sind die nach Verdunkelung ihrer wahren Gestalt strebenden Kriegsziele der Entente auf fragwürdige Art hineingeheimnisst. Man hat es mit den Letztern zugleich zu tun, wenn man sich mit den Ersteren zu schaffen macht. Auf eine noch so geistreiche begriffliche Widerlegung des Wilson’schen «Programmes» darf es in dieser Zeit nicht ankommen. Man hat es gegenwärtig nicht mit Auseinandersetzungen zu tun, die entscheiden sollen, wer recht oder unrecht hat. Auf dem Felde, um das es sich hier handelt, hat nur Wert, was geschieht oder was den Keim für das Geschehen in sich trägt. Und Gedanken, die in Mitteleuropa als Keime für das Handeln von heute und morgen gedacht und besprochen werden, haben nur Wert, wenn sie in diesem Sinne gehalten sind.
[ 5 ] Wilsons Worte sind nicht von einem schriftstellernden Menschenfreund gesprochen. Sie sind die Fahne für Taten, zu denen sich die Amerikaner waffnen, und welche die Entente seit drei Jahren gegen Mitteleuropa vollbringt. Die Tatsachen stehen so, dass Mitteleuropa gegen das zu kämpfen hat, das hinter dieser Fahne behauptet, zum Heile der Menschheit, zur Befreiung der Völker zu Felde zu ziehen. Die Entente und Wilson sagen, wofür sie zu kämpfen vorgeben. Ihre Worte haben Werbekraft. Ihre Werbekraft wird immer bedenklicher. Es gibt Menschen in Mitteleuropa, die gewiss nicht eingestehen wollen, dass sie Wilson nachsprechen, deren Ideen aber dessen Worten nicht unähnlich klingen.
[ 6 ] Wer den Ursprung dieses Krieges in einem tieferen Sinne kennt, der kann nicht anders, als die Notwendigkeit betonen, dass das Entente-Wilson-Programm durch Mitteleuropa die schärfste Zurückweisung erfährt. Denn das real Aussichtsvolle dieses Programmes - neben seinem moralischen Blendenden - liegt darinnen, dass es die Instinkte der mittel- und osteuropäischen Völker dazu benützen will, diese Völker durch moralisch-politische Überrumpelung in wirtschaftliche Abhängigkeit von dem Anglo-Amerikanismus zu bringen. Die geistige Abhängigkeit würde dann nur die notwendige reale Folge sein. Wer weiß, dass man in eingeweihten englischen Kreisen seit dem vorigen Jahrhundert von dem «kommenden Weltkrieg» sprach als von dem Ereignis, das der anglo-amerikanischen Rasse die Weltherrschaft bringen müsse, der kann keinen besonderen Wert darauf legen, dass die Ententevölker von diesem Kriege überrascht worden seien oder dass sie ihn haben verhindern wollen, selbst wenn diese Versicherungen bei denen, die sie augenblicklich aussprechen, subjektive Wahrheit haben sollten. Denn diejenigen, welche von dem «kommenden Weltkrieg» als einem unabwendbaren Ereignis sprachen, rechneten mit den wirklichen historisch-völkischen Kräften Europas. Sie rechneten mit den Instinkten der europäischen, namentlich der slavischen Völker. Und sie wollten die Ideale dieser slavischen Völker so lenken und so benützen, dass sie dem Völkeregoismus des Anglo-Amerikanertums dienstbar seien. Sie rechneten ferner mit dem Untergang des Romanentums, auf dessen "Trümmern sie sich selbst ausbreiten wollen. Sie rechneten also mit großzügigen historisch-völkischen Gesichtspunkten, die sie in den Dienst ihrer eigenen Zicle stellen wollen. Und diese Ziele führen, ob dieses auch noch so stark abgeleugnet wird von Entente-Seite, zur Absicht, die mitteleuropäischen Staatsgebilde zu zermalmen.
[ 7 ] Nur die Erkenntnis, dass dieses so ist, kann Mitteleuropa diejenigen Impulse bringen, welche aus dem Chaos der Gegenwart herausführen. Die mitteleuropäischen Staatsgebilde können sich nur auf den Standpunkt stellen, das Ententeprogramm durch ihre eigenen Maßnahmen unwirksam zu machen. Dieses Ententeprogramm beruht - ob mehr oder weniger ausgesprochen oder unausgesprochen - auf drei Voraussetzungen:
[ 8 ] 1. dass die historisch gewordenen mitteleuropäischen Staatsgebilde nicht als diejenigen - vom Standpunkte der Entente - anerkannt werden dürfen, welchen es obliegt, die europäischen Völkerprobleme zu lösen;
[ 9 ] 2. dass diese mitteleuropäischen Staatsgebilde wirtschaftlich nicht in einem Konkurrenz-, sondern in einem Abhängigkeitsverhältnisse vom Anglo-Amerikanertum stehen müssen;
[ 10 ] 3. dass die kulturellen (geistigen) Verhältnisse Mittelund Osteuropas so geordnet werden, wie es im Sinne des Volksegoismus des Anglo-Amerikanertums ist.
[ 11 ] Nur wer vermag, zu erkennen, dass die Übersetzung dieser drei Punkte in die Wilson-Entente-Sprache die ist, welche Wilson in seinem Sendschreiben an die Russen angewendet hat, der durchschaut, um was es sich handelt.
[ 12 ] Es könnte auch sein, dass wir durch die zwingende Lage der Tatsachen in der nächsten Zeit einen Frieden erhalten. Vielleicht, wenn England sieht, dass es sich augenblicklich nicht mehr länger halten kann, ohne seine Zustimmung zur Beendigung des Krieges zu geben. Das alles ändert am Wesentlichen auf Seite des AngloAmerikanertumes nichts. Wenn es dieses Anglo-Amerikanertum möglich findet, den Krieg fortzusetzen, dann wird es weiter die drei obigen Punkte in die Formel des Wilson’schen Sendschreibens kleiden:
[ 13 ] «Nach diesem Ziel haben wir immer hingestrebt, und knauserten wir jetzt mit Blut und Geld, so kämen wir vielleicht nie in die Einheit und Kraft, die im Kampfe für die große Sache der Menschheitsbefreiung notwendig sind.» Sind die führenden Mächte Englands genötigt, in der nächsten Zeit den Krieg zu Ende kommen zu lassen, dann wird die künftige Politik, die im Sinne der obigen drei Punkte weiter orientiert sein würde, in die Formel gebracht werden: «Wir haben für die Menschheitsbefreiung Geld und Blut opfern wollen, wir haben es in hohem Grade getan, während die mitteleuropäischen Mächte nur auf das Entgegengesetzte bedacht waren. Wir haben gegen die Gewalt vorläufig nur Teilweises erreichen können. Unser Ziel steht uns ungeschmälert vor Augen, weil es das Ziel der Menschheit selbst ist.»
[ 14 ] Dem wird man nur wirklich gewachsen, wenn man in Mitteleuropa praktisch nach der Erkenntnis handelt: Im Westen nennt man die Herrschaft des Anglo-Amerikanertums Menschheitsbefreiung und Demokratie. Und weil man dies tut, erzeugt man den Schein, als ob man auch wirklich ein Menschenbefreier sein wolle.
[ 15 ] Wirksam gegen die Folgen dieses ungeheuerlichen Blendwerkes, gegen die Folgen eines selbstverständlichen Rassenegoismus im Gewande einer unmöglichen Moralität kann nur sein die eigene Einstellung Mitteleuropas auf die volle Wahrheit der Tatsachen. Und diese Wahrheit ist:
[ 16 ] 1. Mit der Erreichung der Ententeziele in Bezug auf die mitteleuropäischen Staatsgebilde geht die wirkliche europäische Völkerfreiheit verloren. Denn diese Staatsgebilde können sie verwirklichen, weil sie im Interesse dieser Staatsgebilde selbst liegt, und Staaten nicht anders handeln können, als ihre Interessen im Auge haben. Der Anglo-Amerikanismus kann diese Völkerfreiheit nicht verwirklichen, weil sie, sobald sie real vorhanden ist, gegen das Interesse der anglo-amerikanischen Staatsgebilde ist, solange dieses Interesse so bleibt, wie es jetzt ist, und wie es diesem Kriege mit historischer Notwendigkeit sein Gepräge gegeben hat.
[ 17 ] 2. Dieser Krieg ist vom mitteleuropäischen Gesichtspunkte nach Osten hin ein Völkerkrieg, nach Westen — gegen England-Amerika - ein Wirtschaftskrieg. Der Revanchekrieg von Frankreichs Seite ist nur durch die Verquickung der Revancheidee mit den englisch-amerikanischen Wirtschafts-Aspirationen und den russischslavischen Völkeridealen möglich geworden.
[ 18 ] 3. Die Völkerbefreiung ist möglich. Sie kann aber nur das Ergebnis, nicht die Grundlage der Menschheitsbefreiung sein. Sind die Menschen befreit, so werden es durch sie die Völker.
[ 19 ] Mitteleuropa kann, wenn es will, im Sinne dieser drei Grundlagen handeln. Und sein Handeln wird ein Tatsachenprogramm sein. Es wird so handeln, wenn es ein sachliches Programm der Menschheitsbefreiung dem Entente-Wilson’schen Blendprogramm entgegenstellt. Ein solches Programm ist nicht radikal in dem Sinne, in dem man in gewissen Kreisen vor jedem Radikalismus erschrickt. Es ist vielmehr nur ein Ausdruck für die Tatsachen, welche sich durch ihre eigene Kraft in Mitteleuropa verwirklichen wollen. Sie sollten mit vollem Bewusstsein verwirklicht werden, nicht verborgen gehalten werden, um im Nebel der Entente-Wilson-Ziele doch ihrer Verwirklichung durch ihre eigene Natur entgegenzustreben und dadurch korrumpiert zu werden.
[ 20 ] Die Verwirklichung wird nie geschehen, wenn das, was Mitteleuropa wollen muss, verdeckt bleibt, durch die unnatürliche Vermischung von politischen, wirtschaftlichen und allgemeinen Menschheitsinteressen. Denn die politischen Verhältnisse fordern, wenn sie gedeihen sollen, den Konservatismus im Sinne der Erhaltung und des Aufbaues der historisch gewordenen Staatsgebilde. Gegen diesen Konservatismus sträuben sich die wirtschaftlichen und die allgemeinen Menschheitsinteressen nur so lange, als sie von ihm zu leiden haben. Hört dieses Leiden auf, dann versöhnen sie sich mit ihm, weil sie seine Notwendigkeit einschen lernen. Die wirtschaftlichen Verhältnisse fordern zu ihrem Gedeihen den Opportunismus, der ihre Ordnung nur nach ihrem eigenen Wesen zustande bringt. Es muss zu Konflikten führen, wenn die wirtschaftlichen Maßnahmen im Zusammenhang stehen mit politischen oder allgemein-menschlichen Anforderungen und dieser Zusammenhang ein solcher ist, der die wirtschaftliche Entwickelung durchkreuzt. Die allgemein-menschlichen und die Verhältnisse der Völker fordern im Sinne der Gegenwart und der Zukunft die individuelle Freiheit des Menschen. Der Mensch muss sich zu einem Volk, zu einer Religionsgemeinschaft, zu einem anderen Zusammenhange, der mit seinen allgemein-menschlichen Aspirationen zusammenhängt, bekennen können, ohne dass er in diesem Bekenntnis von seinem politischen oder wirtschaftlichen Zusammenhange durch die Staatsstruktur abgehalten wird. Darauf kommt es an, einzusehen, dass alle Formen der Staatsstruktur als historisch Gewordenes fähig sind, die Menschheitsbefreiung durchzuführen, wenn sie durch ihr eigenes Interesse darauf angewiesen sind, nicht bloß dem Rassenegoismus zu dienen. Eine parlamentarische Vertretung eines Volkes mag aus Gründen der Zeitentwickelung wünschenswert sein; sie ändert an den Verhältnissen, die in das gegenwärtige Chaos geführt haben, nichts, wenn in diesem Parlamente die politischen, die wirtschaftlichen und die allgemein-menschlichen Verhältnisse sich fortwährend stören. Und Mitteleuropa strebt, nach seinem Wesen, dahin, solche Störung auszuschließen. Keine Entente, keine Wilson’schen Ziele können aufkommen gegenüber der Kraft, die in der Verwirklichung der europäischen Freiheitsinstinkte durch Mitteleuropa liegt. Denn diese Freiheitsinstinkte sind der Keim der europäischen Völkerfreiheiten, nicht die Wilson’schen Ideen.
[ 21 ] In Gesetzgebung, Verwaltung und sozialer Struktur, die Trennung des Politischen, Wirtschaftlichen, Allgemein-Menschlichen als Ziel des mitteleuropäischen Strebens anerkennen und annehmen, das paralysiert die Westmächtekräfte, das zwingt sie, neben den europäischen Mittelmächten in deren Verein mit Osteuropa zu einem Frieden sich zu bekennen, der diese Westmächte sich darauf beschränken lässt, im Gebiete ihrer Volksinstinkte sich die soziale Struktur zu suchen, die ihnen angemessen ist, und die Mittel- und Osteuropäer ihre Völkergemeinsamkeiten sich im Sinne wirklicher Menschheitsbefreiung auch innerhalb des ihnen historisch gewordenen Raumes ausleben zu lassen.
[ 22 ] Der Parlamentarismus, der für Mitteleuropa nötig ist, wird sich ergeben, wenn man nicht mehr ihn als das Erste ansieht, sondern als die Folge, die herauskommen muss, wenn man als Erstes anerkennt die Trennung in das Politisch-Militärische, das sich sein Verhältnis zu andern Staaten nach seinem Wesen ebenso ordnet wie die Anforderungen der inneren Volksstruktur, in das Wirtschaftliche, das nach seiner eigenen Natur opportunistisch geordnet wird, das heißt in diesem Sinne gesetzgeberisch vertreten und verwaltet wird, und in das Allgemein-Menschliche, das auf die Korporation aufgebaut ist, zu der sich der Mensch im Sinne seiner eigenen freien Empfindung bekennt. Der abstrakte Völkerbund mit seinen utopistischen Schiedsgerichten könnte zu nichts anderem führen als zu der fortdauernden Majorisierung Mitteleuropas durch die andern Staaten. Die Ordnung der Verhältnisse in Mitteleuropa im Sinne der Kräftetrennung führt zu dem fortdauernden Ausgleich der in den Völkern verankerten Menschheitsinteressen. Mit dem Wilson’schen Völkerbunde schafft man Einrichtungen, welche unter dem Unheile leiden müssen, unter dem stets gelitten wird, wenn menschliche Wunschabstraktionen den Tatsachen aufgedrängt werden; mit demjenigen, wonach die ganze Wesenheit der mittel- und osteuropäischen Völker drängt, schafft man nicht solche Institutionen, sondern man befreit Menschenkräfte von der Bedrückung durch solche Institutionen, und man befreit damit dasjenige, was befreit im Sinne der friedlichen Entwickelung, unbefreit zu kriegerischen Konflikten führen muss. Einen künftigen Zustand der Menschheit kann man nicht durch Einrichtungen schaffen, wie Wilson und die Entente wollen, sondern er wird entstehen, wenn man den Tatsachen ihre Freiheit gibt, durch die er entstehen kann.
[ 23 ] Träte an die Stelle der Entente-Wilson’schen-Friedensformel dasjenige, was ohne Maske das Wesen dieser Formel ist, so käme das Folgende heraus:
[ 24 ] «Wir Anglo-Amerikaner wollen, dass die Welt werde, wie wir sie wünschen. In diesen Wunsch hat sich Mitteleuropa zu fügen.» — Diese unmaskierte Friedensformel zeigt, dass Mitteleuropa in den Krieg getrieben werden musste. Siegte die Entente, so wäre Mitteleuropas Entwickelung ausgelöscht. Fügt Mitteleuropa zur Unbesiegbarkeit seiner Waffen als Friedensangebot gegenüber der Welt die unbedingteste Absicht, zu verwirklichen, was nur Mitteleuropa in Europa verwirklichen kann, die Völkerbefreiung durch die Menschenbefreiung, dann kann dieses Mitteleuropa dem Gerede von dem «Rechte und der Freiheit der Völker» das tatsächliche wahre Wort entgegensetzen:
[ 25 ] «Wir kämpfen für unser Recht und unsere Freiheit und die Verwirklichung dieser Menschheitsgüter, die wir uns nicht nehmen lassen können und wollen, beeinträchtigt durch ihr eigenes Wesen kein wirkliches Recht und keine Freiheit eines andern. Denn was wir wollen werden, wird die Bürgschaft davon in sich selbst tragen. Könnt ihr Westvölker euch mit uns auf dieser Grundlage verständigen und seht ihr Ostvölker ein, dass wir nichts anderes wollen als ihr selbst, wenn ihr euch erst recht selbst versteht—, dann ist morgen der Friede möglich.»
Second Memorandum (first version of July 22, 1917)
[ 1 ] "No people shall be compelled to live under a rule to which it objects. Change of possession and return to former sovereignty shall be permitted only in those countries where the people themselves demand change and return in order to secure their freedom, comfort and future happiness ... The liberated peoples of the whole earth must unite in a sincere sense of community ... to form a firm union which, with the united forces of all, will be able to protect peace and justice in the intercourse of nations. Fraternity must no longer be an empty word: it must become a universally recognized concept that rests on the rock of reality."
[ 2 ] This is how Mr. W. Wilson describes what America's participation in this war should make a reality. They are captivating words, to which one can say that every sensible man of sound mind must subscribe. If they were written down by a philanthropist for the edification of a readership, one could stop at the recognition of their self-evidence. One could also assert, with the gesture of a moralist, that anyone who objects to them cannot be a friend of progress and freedom. One can even hear voices today that emphasize that this war has taught the lesson that only those who profess such or similar ideals and act accordingly are currently pursuing a higher, contemporary policy.
[ 3 ] It is in any case a thankless task to be forced to oppose ideas that seem to have the reason and the heart of men for themselves to such an extent. Which, moreover, seem to be the result of the "true historical development of mankind towards the noblest democracy". And yet the following must be built on the basis that the commitment to Wilson's will must not only be a logical vice for the members of the Central and Eastern European peoples, but also that within this war and after it, every single action and measure must be taken in such a way that this Wilsonian will must be broken by the health and fruitfulness of these measures and actions.
[ 4 ] The war aims of the Entente, which strive to obscure their true form, are questionably concealed in this expression which Mr. Wilson has given to his will. One has to deal with the latter at the same time as one deals with the former. No matter how ingenious a conceptual refutation of Wilson's "program" may be, it should not matter at this time. We are not currently dealing with disputes that are supposed to decide who is right or wrong. In the field we are dealing with here, only what happens or what carries the seeds of what happens has value. And thoughts that are thought and discussed in Central Europe as seeds for the actions of today and tomorrow only have value if they are held in this sense.
[ 5 ] Wilson's words are not spoken by a writerly philanthropist. They are the flag for deeds which the Americans are arming themselves to do, and which the Entente has been accomplishing against Central Europe for three years. The facts are that Central Europe has to fight against that which claims behind this flag to be fighting for the salvation of mankind, for the liberation of the peoples. The Entente and Wilson say what they claim to be fighting for. Their words have advertising power. Their advertising power is becoming increasingly alarming. There are people in Central Europe who certainly don't want to admit that they are parroting Wilson, but whose ideas sound not dissimilar to his words.
[ 6 ] Those who know the origins of this war in a deeper sense cannot but emphasize the necessity that the Entente-Wilson programme be rejected by Central Europe in the strongest possible terms. For the real prospect of this program - apart from its moral blindness - lies in the fact that it seeks to use the instincts of the peoples of Central and Eastern Europe to bring these peoples into economic dependence on Anglo-Americanism through moral and political overpowering. Spiritual dependence would then only be the necessary real consequence. Anyone who knows that since the last century the "coming world war" has been spoken of in initiated English circles as the event that must bring world domination to the Anglo-American race cannot attach any particular importance to the fact that the Entente peoples were surprised by this war or that they wanted to prevent it, even if these assurances should have subjective truth among those who are currently uttering them. For those who spoke of the "coming world war" as an inevitable event were reckoning with the real historical and national forces of Europe. They reckoned with the instincts of the European, especially the Slavic peoples. And they wanted to direct the ideals of these Slavic peoples and use them in such a way that they would serve the national egoism of Anglo-Americanism. They were also counting on the downfall of Romanism, on whose "ruins they wanted to spread themselves out. They were therefore counting on generous historical-ethnic points of view, which they wanted to put at the service of their own aims. And these goals, no matter how strongly denied by the Entente, lead to the intention of crushing the Central European state formations.
[ 7 ] Only the realization that this is the case can provide Central Europe with the impetus that will lead it out of the chaos of the present. The Central European states can only take the position of rendering the Entente program ineffective through their own measures. This Entente program is based - whether more or less pronounced or unspoken - on three preconditions:
[ 8 ] 1. that the Central European state formations which have become historical must not be recognized - from the point of view of the Entente - as those which are responsible for solving the problems of European peoples;
[ 9 ] 2. that these Central European states must be economically dependent on Anglo-Americanism rather than in competition with it;
[ 10 ] 3. that the cultural (intellectual) relations of Central and Eastern Europe be organized in a way that is in line with the popular egoism of Anglo-Americanism.
[ 11 ] Only those who are able to recognize that the translation of these three points into the Wilson-Entente language is the one Wilson used in his missive to the Russians will see through what is at stake.
[ 12 ] It may also be that by the compelling position of facts we shall get a peace in the near future. Perhaps when England sees that she can no longer hold out for the moment without giving her consent to end the war. All this does not change the essentials on the side of Anglo-Americanism. If this Anglo-Americanism finds it possible to continue the war, then it will continue to clothe the three points above in the formula of Wilson's epistle:
[ 13 ] "To this end we have always striven, and were we now to scrimp in blood and money, we might never attain the unity and strength necessary in the struggle for the great cause of human liberation." If the leading powers of England are forced to bring the war to an end in the near future, then the future policy, which would continue to be oriented along the lines of the above three points, will be expressed in the formula: "We have wanted to sacrifice money and blood for the liberation of mankind, we have done so to a great extent, while the Central European powers were only concerned with the opposite. For the time being, we have only been able to achieve partial results against violence. Our goal remains undiminished before our eyes, because it is the goal of humanity itself."
[ 14 ] The only way to really come to terms with this is to act practically according to the realization in Central Europe: In the West, the rule of Anglo-Americanism is called human liberation and democracy. And because we do this, we create the appearance that we really want to be a liberator of humanity.
[ 15 ] The only thing that can be effective against the consequences of this monstrous deception, against the consequences of a self-evident racial egoism in the guise of an impossible morality, is Central Europe's own attitude towards the full truth of the facts. And this truth is:
[ 16 ] 1. With the achievement of the Entente goals with regard to the Central European state formations, the real European freedom of nations is lost. For these state formations can realize it because it is in the interests of these state formations themselves, and states cannot act otherwise than with their interests in mind. Anglo-Americanism cannot realize this freedom of nations because, as soon as it exists in reality, it is against the interests of the Anglo-American state entities, as long as these interests remain as they are now and as they have given this war its character by historical necessity.
[ 17 ] 2 From the Central European point of view, this war is a people's war towards the East, and towards the West - against England-America - an economic war. The war of revenge on the part of France has only become possible through the combination of the idea of revenge with Anglo-American economic aspirations and Russian-Slavic ideals of nations.
[ 18 ] 3. The liberation of nations is possible. But it can only be the result, not the basis of human liberation. If the people are liberated, the peoples will be liberated through them.
[ 19 ] Central Europe can, if it wants to, act in accordance with these three principles. And its actions will be a factual program. It will act in this way if it opposes a factual program of human liberation to the Entente-Wilsonian blind program. Such a program is not radical in the sense in which certain circles are frightened by any radicalism. Rather, it is merely an expression of the facts that want to be realized in Central Europe through their own power. They should be realized with full consciousness, not kept hidden, only to strive towards their realization by their own nature in the fog of the Entente Wilson goals and thus be corrupted.
[ 20 ] The realization will never happen if what Central Europe must want remains obscured by the unnatural mixture of political, economic and general human interests. For political conditions, if they are to flourish, demand conservatism in the sense of preserving and building up the historical state structures. The economic and general interests of mankind only resist this conservatism as long as they have to suffer from it. When this suffering ceases, they reconcile themselves to it because they learn to recognize its necessity. Economic conditions demand opportunism for their prosperity, which brings about their order only according to their own nature. It must lead to conflict when economic measures are connected with political or general human requirements and this connection is such that it thwarts economic development. The general human conditions and the conditions of the peoples demand the individual freedom of man in the sense of the present and the future. Man must be able to profess his allegiance to a nation, to a religious community, to another context which is connected with his general human aspirations, without being kept from his political or economic context by the structure of the state. It is important to realize that all forms of state structure, as something that has come into being historically, are capable of carrying out the liberation of humanity if their own interests require that they do not merely serve racial egoism. A parliamentary representation of a people may be desirable for reasons of the development of the times; it does not change the conditions that have led to the present chaos if political, economic and general human conditions are constantly disrupted in this parliament. And Central Europe, by its very nature, strives to exclude such disruption. No Entente, no Wilsonian aims can arise in the face of the power that lies in the realization of the European instincts of freedom by Central Europe. For these instincts of freedom are the germ of the European freedoms of nations, not Wilsonian ideas.
[ 21 ] In legislation, administration and social structure, recognizing and accepting the separation of the political, economic and general human as the goal of Central European aspirations paralyses the Western powers, forcing them to commit themselves to peace alongside the European Central Powers in their union with Eastern Europe, which allows these Western powers to confine themselves to seeking the social structure appropriate to them in the area of their national instincts, and to allow the Central and Eastern Europeans to live out their commonality of peoples in the sense of real liberation of humanity within the space that has become historically theirs.
[ 22 ] The parliamentarism that is necessary for Central Europe will emerge if it is no longer regarded as the first thing, but as the consequence that must emerge if one recognizes as the first thing the separation into the political-military, which arranges its relationship to other states according to its nature as well as the requirements of the internal structure of the people, into the economic, which is ordered opportunistically according to its own nature, i.e. is represented and administered legislatively in this sense, and into the general human, which is based on the corporation to which man professes himself in the sense of his own free feeling. The abstract League of Nations with its utopian courts of arbitration could lead to nothing other than the continued majorization of Central Europe by the other states. The ordering of relations in Central Europe in the sense of the separation of powers leads to the ongoing balancing of the interests of humanity anchored in the peoples. Wilson's League of Nations creates institutions that must suffer from the misfortune that is always suffered when human abstractions of desire are imposed on the facts; that which the whole nature of the Central and Eastern European peoples urges for does not create such institutions, but liberates human forces from the oppression of such institutions, and thus liberates that which, liberated in the sense of peaceful development, must lead to warlike conflicts without liberation. A future state of mankind cannot be created by institutions, as Wilson and the Entente want, but it will come into being if the facts are given their freedom, through which it can arise.
[ 23 ] If the Entente-Wilsonian peace formula were to be replaced by that which is the essence of this formula without a mask, the following would emerge:
[ 24 ] "We Anglo-Americans want the world to be what we want it to be. Central Europe must submit to this wish." - This unmasked peace formula shows that Central Europe had to be driven into war. If the Entente won, Central Europe's development would be wiped out. If Central Europe adds to the invincibility of its weapons as a peace offer to the world the most unconditional intention to realize what only Central Europe can realize in Europe, the liberation of peoples through the liberation of men, then this Central Europe can counter the talk of the "rights and freedom of peoples" with the actual true word:
[ 25 ] "We are fighting for our right and our freedom and the realization of these human goods, which we cannot and will not allow to be taken from us, does not by its very nature affect any real right or freedom of another. For what we will want will carry the guarantee of it within itself. If you Western peoples can come to an understanding with us on this basis and if you Eastern peoples realize that we want nothing other than yourselves, if you understand yourselves first of all, then peace will be possible tomorrow."