Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34
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59. The Magazine “The Buddhist”
Recently a journal has begun to appear in Leipzig called “Der Buddhist. Unabhängige deutsche Monatsschrift für das Gesamtgebiet des Buddhismus und die buddhistische Welt. Deutsche Monatsblätter zur Orientierung über die buddhistische Mission im Morgen- und Abendlande.” Its editor is Karl B. Seidenstücker, who is known for publishing writings from the field of Buddhist worldviews. The journal announces the founding of a “Buddhist Mission Association in Germany,” which has the purpose of “promoting and spreading Buddhism in German-speaking countries.”
The magazine presents itself as a thorough presentation of the Buddhist world view. For example, in a sharp and appropriate way, an article by Bhikkhu Ananda Maitriya characterizes the concept of “Nibbana,” whereby the Buddhist understanding of this term is clearly elaborated. In general, the magazine places a great deal of emphasis on clearly presenting the Buddhist point of view, which does not start from the “higher self” (Atma), but rather looks at this self from the perspective of the non-self. Such precise characterizations alone can promote an understanding of a worldview. Von Seidenstücker's articles are mentioned: “God and Gods, or is Buddhism atheistic?” and “Mahäbodhi”.
Insofar as the magazine serves to educate about the Buddhist worldview, it must be considered a highly commendable undertaking. However, insofar as it pursues a missionary purpose in German-speaking countries, it should be noted that propagandistically disseminating the worldview of one people within another contradicts the higher laws of intellectual life. Truth is one and the same, but it must take on different forms depending on the time and the cultural area. Buddhism is the truth in the guise that is appropriate for its people. In particular, its starting point of non-self would contradict the tasks of the present Western world, which must find the way to truth precisely through the higher development of self. Theosophy differs from all similar missionary attempts of a particular form of world view in that it focuses on the one life of truth and, with regard to the forms in which it presents this life, takes into account the character of certain cultures. The Occident is in a phase of development in which Christianity, by recognizing its true essence, must bring about a new epoch. Theosophy recognizes this as a requirement of the laws of evolution. — But the “Buddhist Mission Association in Germany” has the following words in its statutes: “The B.M.V. stands on the ground of tolerance and refrains from any attack on any religious or ecclesiastical communities. It declares its sympathy for all endeavors that serve spiritual progress and true humanity and that benefit living beings for the sake of their well-being and salvation.” If it really works in this spirit, then its practical result cannot contradict that of Theosophy. And the magazine will undoubtedly contribute to the goal of making the Buddhist religion known to Europeans through its serious character. And that is also one of the tasks of Theosophy.
59. Die Zeitschrift «Der Buddhist»
Vor kurzem hat in Leipzig eine Zeitschrift angefangen zu erscheinen, die sich nennt: «Der Buddhist. Unabhängige deutsche Monatsschrift für das Gesamtgebiet des Buddhismus und die buddhistische Welt. Deutsche Monatsblätter zur Orientierung über die buddhistische Mission im Morgen- und Abendlande.» Herausgeber ist Karl B. Seidenstücker, der durch die Veröffentlichung von Schriften aus dem Gebiete der buddhistischen Weltanschauung bekannt ist. In der Zeitschrift wird angekündigt ein «Buddhistischer Missionsverein in Deutschland», welcher zum Zweck hat «die Bekanntmachung und Verbreitung des Buddhismus in den Ländern deutscher Zunge».
Die Zeitschrift zeigt sich als eine tüchtige Darstellerin der buddhistischen Weltansicht. In scharfer und sachgemäßer Art zum Beispiel charakterisiert ein Beitrag von Bhikkhu Ananda Maitriya die Vorstellung des «Nibbana», wobei die buddhistische Auffassung dieses Begriffes rein herausgearbeitet wird. Es wird in der Zeitschrift überhaupt ein großer Wert darauf gelegt, daß der Standpunkt des Buddhismus klar zur Geltung komme, der nicht vom «höheren Selbst» (Atma) ausgeht, sondern dieses Selbst von dem Nicht-Selbst aus betrachtet. Durch derlei genaue Charakterisierungen kann das Verständnis einer Weltanschauung allein gefördert werden. Von Seidenstücker selbst seien die Artikel erwähnt: «Gott und Götter, oder ist der Buddhismus atheistisch?» und «Mahäbodhi».
Insoweit die Zeitschrift der Aufklärung über die buddhistische Weltanschauung dient, muß sie als höchst verdienstliche Gründung bezeichnet werden; insofern sie allerdings einen Missionszweck in deutschen Ländern verfolgt, soll dem gegenüber gesagt werden, daß eine propagandistische Verbreitung der Weltanschauung eines Volkes innerhalb eines anderen den höheren Gesetzen des geistigen Lebens widerspricht. Die Wahrheit ist zwar eine einzige; aber sie muß verschiedene Formen annehmen, je nach Zeit und Kulturgebieten. Der Buddhismus ist die Wahrheit in dem Kleide, das seinen Völkern angepaßt ist. Insbesondere würde sein Ausgangspunkt vom Nicht-Selbst den Aufgaben des gegenwärtigen Abendlandes widersprechen, das gerade durch die höhere Entwickelung des Selbst den Weg zur Wahrheit finden muß. Von allen ähnlichen Missionsversuchen einer bestimmten Weltanschauungsform unterscheidet sich die Theosophie dadurch, daß sie ihren Blick auf das eine Leben der Wahrheit richtet, und in bezug auf die Formen, in denen sie dieses Leben zur Darstellung bringt, dem Charakter bestimmter Kulturen Rechnung trägt. Das Abendland steht in einer Entwickelungsphase, in welcher das Christentum durch Erkennung seines wahren Kernes eine neue Epoche herbeiführen muß. Diese in den Entwickelungsgesetzen liegende Forderung möchte die theosophische Geistesrichtung anerkennen. — Doch hat ja der «buddhistische Missionsverein in Deutschland» in seinen Satzungen die Worte: «Der B.M.V. steht auf dem Boden der Toleranz und hält sich von jedwedem Angriff auf irgendwelche religiösen oder kirchlichen Gemeinschaften fern. Er erklärt seine Sympathie mit allen Bestrebungen, die dem geistigen Fortschritt und wahrer Humanität dienen und den lebenden Wesen zum Wohl und Heil gereichen.» Wenn er wirklich in diesem Geiste arbeitet, dann kann sein praktisches Resultat dem der Theosophie nicht widersprechen. Und die Zeitschrift wird durch ihren ernsten Charakter zweifellos zu dem Ziel beitragen: die buddhistische Religion den Europäern bekannt zu machen. Und das ist ja auch eine der Aufgaben der Theosophie.