Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34
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32. Reincarnation – in the Helpless Child?
The following question is posed: “Can it be understood, according to the teachings of reincarnation and karma, that a highly developed human soul is reborn in a helpless, undeveloped child? For many, the thought of having to start over and over again at the childhood stage is something unbearable and illogical.”
How a person can act in the physical world depends entirely on the physical tools he has. For example, higher ideas can only be expressed in this world if a fully developed brain is present. Just as the piano player has to wait until the piano maker has finished the piano to the extent that he can play his musical ideas on it, so the soul has to wait with its abilities acquired in the previous life until the powers of the physical world have developed the bodily organs to the extent that they can become an expression of these abilities. The natural powers have to go their way, the soul also has to go its way. However, from the very beginning of human life, the soul and the physical forces work together. The soul works in the still pliable and flexible child's body in such a way that it can later become a carrier of the forces that have been acquired in earlier periods of life. It is absolutely necessary for the reborn human being to adapt to the new circumstances of life. If he were to simply appear in a new life with everything he had acquired earlier, he would not fit into the surrounding world. He has acquired his abilities and powers under completely different circumstances in a completely different environment. If he simply wanted to enter the world in his former state, he would be a stranger in it. The childhood period is there to bring about harmony between the old circumstances and the new ones. How would a person from ancient Rome, however clever, fare in our world if he were simply born into it with the powers he had acquired? A power can only be applied when it has harmonized with the environment. For example, when a genius is born, the genius is already present in the innermost core of the person, which is also called the causal body. The lower spirit body (kama manas, [the mind soul]) and the feeling and sensation body (astral body) are, however, adaptable and to a certain extent indeterminate. These two parts of the human being are now being developed. The causal body works from within, the environment from without. When this work is done, these two parts can be tools of the acquired powers. — It is therefore neither illogical nor unbearable to think of being born as a child. It would be unbearable to be born as a fully developed human being into a world in which one is a stranger.
32. Wiederverkörperung — Im hilflosen Kinde?
Es wird folgende Frage vorgelegt: «Kann man es nach der Lehre von Wiederverkörperung und Karma verstehen, daß eine hochentwickelte Menschenseele in einem hilflosen, unentwickelten Kinde wiedergeboren wird? Für viele hat doch der Gedanke etwas Unerträgliches und Unlogisches, immer wiederund wieder bei der Kindheitsstufe anfangen zu müssen.»
Wie der Mensch sich in der physischen Welt betätigen kann, das hängt ganz von den physischen Werkzeugen ab, die er hat. Höhere Ideen zum Beispiel können in dieser Welt nur zum Ausdruck kommen, wenn ein vollentwickeltes Gehirn vorhanden ist. So wie der Klavierspieler warten muß, bis ihm der Klavierbauer das Klavier so weit fertiggestellt hat, daß er auf demselben seine musikalischen Ideen wiedergeben kann, so muß die Seele warten mit ihren im früheren Leben erworbenen Fähigkeiten, bis die Kräfte der physischen Welt die körperlichen Organe so weit ausgebaut haben, daß sie ein Ausdruck dieser Fähigkeiten werden können. Die Natutkräfte müssen ihren Weg, die Seele auch den ihrigen gehen. Nun ist aber allerdings vom Anfange des Menschenlebens an ein Zusammenarbeiten der Seelen- und der Körperkräfte vorhanden. Die Seele wirkt in dem noch schmieg- und biegsamen Kindeskörper aber so, daß dieser später ein Träger derjenigen Kräfte werden kann, die in früheren Lebensperioden erworben ‘worden sind. Es ist ja durchaus notwendig, daß sich der wiedergeborene Mensch den neuen Lebensverhältnissen erst anpasse. Würde er einfach mit allem früher Erworbenen in einem neuen Leben auftreten, so würde er zu der umgebenden Welt nicht passen. Er hat ja seine Fähigkeiten und Kräfte unter ganz anderen Verhältnissen in einer ganz anderen Umwelt erworben. Er wäre, wenn er einfach in seinem früheren Zustande in die Welt eintreten wollte, ein Fremdling in derselben. Die Kindheitsperiode ist dazu da, den Einklang hervorzubringen zwischen den alten Verhältnissen und den neuen. Wie würde sich ein noch so kluger Mensch der alten Römerzeit in unserer Welt ausnehmen, wenn er mit seinen erworbenen Kräften einfach in diese Welt hineingeboren würde? Eine Kraft kann erst dann angewendet werden, wenn sie sich mit der Umwelt in Harmonie gesetzt hat. Wenn zum Beispiel ein Genie geboren wird, so liegt schon die geniale Kraft im innersten Wesenskern des Menschen, den man auch den Ursachenkörper nennt. Der niedere Geistkörper (Kama manas, [die Verstandesseele]) und der Gefühls- und Empfindungskörper (Astralleib) sind aber anpassungsfähig, in einem gewissen Grade unbestimmt. Diese beiden Teile der menschlichen Wesenheit werden nun ausgearbeitet. Dabei wirkt von innen heraus der Ursachenkörper, von außen die Umgebung. Wenn diese Arbeit geleistet ist, dann können diese beiden Teile Werkzeuge der erworbenen Kräfte sein. — Es ist demnach weder etwas Unlogisches, noch etwas Unerträgliches in dem Gedanken, als Kind geboren zu werden. Unerträglich wäre es vielmehr, als fertiger Mensch in eine Welt hineingeboren zu werden, in der man ein Fremdling ist.