Essays on Anthroposophy from the Journals “Lucifer” and “Lucifer-Gnosis” 1903-1908
GA 34
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28. About Mental Illness
Another question is: “What is the theosophical view of mental illness? Modern science denies that anyone can fall into mental illness through an erroneous, wrong train of thought. At most, overwork in relation to mental work can make the nervous system and brain ill, but not the mental content. Does theosophy also agree with this?”
Answer: Modern medical science is certainly not aware of the lawful connections in higher worlds; but as far as the assertion mentioned is concerned, there is a truth underlying it. What is called mental illness and what is a disease of physical organs can only have its immediate origin in physical facts. A wrong sensation, a mistaken thought, has its harmful effects first in higher worlds, and it can only indirectly affect the physical world. Therefore, anyone who speaks only of the laws of the physical world and does not know of others would make a mistake if he were to admit an influence of the spirit on the brain in the direction indicated. Thus, from its point of view, contemporary medicine is quite right. In their view, insane thoughts can only be the result of a diseased brain, but not, conversely, can a diseased brain be the result of erring thoughts. However, the connection between the brain and thought does not lie in the physical world. It lies in a higher world. And although the physical brain, which our eye sees in physical space, cannot be directly influenced by the content of the thought, as the mind, which is also bound to the physical world, knows it: there is nevertheless a connection, hidden from physical observation, between the higher (mental) laws from which the brain on the one hand, and the thoughts of this brain on the other hand, originate. And for those who can see this connection, the following statement is absolutely correct: Man makes himself insane, that is, brain-sick, through his wrong thoughts. But one must first understand such a statement before criticizing it. And contemporary medicine – not all physicians, of course – lacks the means to understand it. As a theosophist, one should be tolerant in such cases. Merely condemning the medical profession and its materialism does not accomplish anything. The theosophist should understand why today's physicians cannot understand him, while he is perfectly capable of understanding these physicians.
28. Über Geisteskrankheiten
Eine weitere Anfrage lautet: «Wie stellt sich die Theosophie zu den Geisteskrankheiten? Die gegenwärtige Wissenschaft leugnet, daß jemand durch eine irrtümliche, verkehrte Gedankenrichtung in Geisteskrankheit verfallen kann. Höchstens könne Überanstrengung in bezug auf geistige Arbeit das Nervensystem und Gehirn krank machen, nicht aber der geistige Inhalt. Gibt das auch die Theosophie zu?»
Antwort: Die gegenwärtige medizinische Wissenschaft weiß zwar durchaus nicht Bescheid in bezug auf die gesetzmäßigen Zusammenhänge in höheren Welten; was aber die angeführte Behauptung derselben betrifft, so liegt ihr durchaus eine Wahrheit zugrunde. Was man Geisteskrankheit nennt und was als solche Erkrankung physischer Organe ist, kann auch nur seinen unmittelbaren Ursprung in physischen Tatsachen haben. Eine verkehrte Empfindung, ein verfehlter Gedanke haben ihre schädlichen Wirkungen zunächst in höheren Welten, und sie können nur mittelbar auf die physische Welt zurückwirken. Wer also nur von den Gesetzen der physischen Welt spricht und andere nicht kennt, würde eben einen Fehler machen, wenn er einen in der angedeuteten Richtung gehenden Einfluß des Geistes auf das Gehirn zugeben wollte. Die gegenwärtige Medizin hat also von ihrem Standpunkt aus ganz recht. In ihrem Sinne können irrsinnige Gedanken nur die Folge eines kranken Gehirnes sein, nicht, umgekehrt, kann ein krankes Gehirn die Folge irrender Gedanken sein. Der Zusammenhang zwischen Gehirn und Gedanke liegt aber nicht in der physischen Welt. Er liegt in einer höheren Welt. Und obwohl das physische Gehirn, welches unser Auge im physischen Raume sieht, nicht direkt beeinflußt werden kann von dem Inhalte des Gedankens, wie ihn der ebenfalls an die physische Welt gebundene Verstand kennt: so besteht doch ein — für physische Beobachtung verborgener — Zusammenhang zwischen den höheren (mentalen) Gesetzen, aus denen das Gehirn einerseits, die Gedanken dieses Gehirnes andererseits stammen. Und wer diesen Zusammenhang sehen kann, für den ist — unter gewissen Verhältnissen — durchaus der Satz richtig: der Mensch macht sich selbst durch seine verkehrten Gedanken wahnsinnig, das heißt gehirnkrank. Einen solchen Satz muß man aber erst verstehen, bevor man ihn kritisiert. Und der gegenwärtigen Medizin — natürlich nicht allen Medizinern - fehlen die Mittel, ihn zu verstehen. Man sollte nun als Theosoph in solchen Fällen durchaus duldsam sein. Mit der bloßen Aburteilung über die ärztliche Kunst und ihren Materialismus ist gar nichts getan. Der Theosoph müßte einsehen, warum ihn der heutige Arzt nicht verstehen kann; während er doch durchaus diesen Arzt zu verstehen vermag.