Donate books to help fund our work. Learn more→

The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Literature 1884-1902
GA 32

Automated Translation

61. Clara Viebig: “The Women's Village”

What one 1The Women's Village. A Novel from the Eifel by C. Viebig, with a cover drawing by Prof. Max Liebermann. missed in the last two novels by Clara Viebig, “Dilettanten des Lebens” and “Es lebe die Kunst”, namely after one had learned to appreciate her had come to appreciate her in her two excellent dramas “Barbara Holzer” and “Pharisäer”: the art of vivid characterization - it is brilliantly on display again in her latest story “Das Weiberdorf”*. An eye that finds the rough lines of reality sharply in things and uses them with a certain comfortable breadth to create a sketch that is not very elaborate but still captures the essence. It seems to be an art that is too rough to capture the characters of differentiated people, but that is able to discern the basic characteristics of their nature, especially in undifferentiated beings. In the village of Eifelschmitt, the women are alone for almost the whole year. Only at Christmas and around the feast of St. Peter and St. Paul do the men come home from the Rhineland factory towns, where they seek the income that they cannot find in their poor homeland. Apart from a few old men, immature boys and the pastor, the only other male member of the human race in the village is Peter Miffert, known as “Pittchen”. Peter does not want to go out into the world, because “why” should he toil and trouble himself. He wants to have his pleasures in this world, because he will not be put off with the promise of another, better one. So many women and one man! There is plenty of opportunity for the most natural instincts to break out, and the undifferentiated life of the instincts rages and rages. The reader himself lives through a thick atmosphere of sultry sensuality, like poor Peter Miffert. There are scenes in which the depiction of the vivid triumphs. “Pittchen” has to become a counterfeiter in order to survive in the strange Amazon state. A piece of human savagery appears before our eyes. Below good and evil, passions wage a natural battle here. And with noble naivety, in innocent nakedness, they are portrayed, the stormy passions, with a force that with every outstretch puts a plastic shape

Brave Laura Marholm! You can laugh! Each of the wild women in Eifelschmitt is living proof of your much-maligned theory: a woman's content is a man. Your theory is proven by the experiment, this magic potion of the modern worldview. And Clara Viebig is a masterful delineator of this experiment, which the cultural development of the present has itself employed.

While poor Peter is dragged away by the constable to atone for the counterfeiting that the woman drove him to, it comes from all the women's throats: “There he is!” The menfolk are returning home. “There were not many more women, there was only one woman left - the woman. She suddenly turned, forgetting everything, and rushed towards the man in a frenzy!”

But I do not want to accuse the interesting book of the slightest tendency-mongering. No, truly not. This naive story is not written from a theory. It emerged from the pure, heartfelt joy of nature and people. And this unpretentious joy is shared with the reader on every page. An open eye and a cheerful mind, not a refined artistry, speak to us. It is told by someone who is not bothered by the rarified air of the mind, which causes us such severe breathing difficulties every hour of the day.

61. Clara Viebig: «Das Weiberdorf»

Was man 1Das Weiberdorf. Roman aus der Eifel von C. Viebig, Mit Umschlagzeichnung von Prof. Max Liebermann. in den beiden letzten Romanen von Clara Viebig «Dilettanten des Lebens» und «Es lebe die Kunst» vermissen musste, namentlich nachdem man sie in ihren beiden vortrefflichen Dramen «Barbara Holzer» und «Pharisäer» in hohem Maße bei ihr schätzen gelernt hatte: die Kunst eindringlicher Charakteristik - in der neuesten Erzählung «Das Weiberdorf»* tritt sie wieder prächtig zutage. Ein Auge, das die derben Linien der Wirklichkeit scharf aus den Dingen herausfindet und sie mit einer gewissen behaglichen Breite zu einer wenig ausgearbeiteten, aber doch das Wesentliche festhaltenden Zeichnung verwendet. Es scheint hier eine Kunst vorzuliegen, die zur Erfassung der Charaktere differenzierter Menschen zu derb ist, die aber gerade den undifferenzierten Wesen die Grundeigenschaften ihres Wesens abzusehen vermag. In der Gemeinde Eifelschmitt sind die Weiber fast das ganze Jahr hindurch allein. Nur zu Weihnachten und um das Peter-und-Paul-Fest herum kommen die Männer heim aus den Rheinischen Fabrikstädten, wo sie den Erwerb suchen, den sie in der armen Heimat nicht finden können. Außer ein paar alten Männern, unreifen Jungen und dem Pastor ist von der männlichen Hälfte der Menschheit nur noch Peter Miffert, das «Pittchen», im Ort vorhanden. Peter will nicht hinausziehen in die Welt, denn «wozu» sich schinden und plagen. Er will sein Pläsier haben in dieser Welt, denn auf das Vertrösten mit einer anderen, bessern, lässt er sich nicht ein. So viele Weiber und ein Mann! Da ist denn genug Möglichkeit vorhanden zum Hervorbrechen natürlichster Instinkte, da tobt und wütet das undifferenzierte Triebleben. Der Leser selbst lebt sich wie der arme Peter Miffert durch eine dicke Atmosphäre schwüler Sinnlichkeit hindurch. Es gibt da Szenen, in denen die Darstellung des Anschaulichen wahre Triumphe feiert. «Pittchen» muss zum Falschmünzer werden, um sich in dem seltsamen Amazonenstaat zu halten. Ein Stück menschlicher Wildheit tritt vor unseren Augen auf. Unterhalb von Gut und Böse führen hier die Leidenschaften einen natürlichen Kampf auf. Und mit edler Naivität, in unschuldiger Nacktheit werden sie geschildert, die stürmischen Leidenschaften, mit einer Kraft, die mit jedem Ausgreifen eine plastische Gestalt hinstellt.

Wackere Laura Marholm! Du kannst lachen! Jedes der wilden Weiber in Eifelschmitt ist ein lebendiger Beweis für deine viel angefeindete Theorie: des Weibes Inhalt ist der Mann. Durch das Experiment, dieses Zaubermittel der modernen Weltanschauung, ist deine Theorie bewiesen. Und Clara Viebig ist eine meisterliche Schilderin dieses Experimentes, das die Kulturentwickelung der Gegenwart selbst angestellt hat.

Während der arme Peter von dem Büttel hinweggeschleppt wird, damit er büße für seine Falschmünzerei, zu der ihn das Weib getrieben, kommt es aus sämtlichen Weiberkehlen: «Se sein doo!» Die Mannsleut nämlich kehren wieder heim. «Das waren nicht der Weiber viele mehr, das war nur ein Weib noch - das Weib. Jählings wandte es sich, alles vergessend, und stürzte in rasendem Lauf dem Mann entgegen!»

Aber ich will damit dem interessanten Buche nicht die geringste Tendenzmacherei nachsagen. Nein, wahrlich nicht. Aus einer Theorie heraus ist diese naive Erzählung nicht geschrieben. Aus der reinen, herzlichen Freude an der Natur und den Menschen ist es hervorgegangen. Und dem Leser teilt sich auf jeder Seite diese anspruchslose Freude mit. Ein offenes Auge und ein heiterer Sinn, keine raffinierte Künstlerschaft, sprechen da zu uns. Es erzählt jemand, den die Höhenluft des Geistes nicht stört, die uns stündlich so gründliche Atembeschwerden macht.