Collected Essays on Philosophy, Science, Aesthetics and Psychology 1884–1901
GA 30
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61. Julius Duboc - Groundwork for a Unified Theorie from the Standpoint of Determinism
Leipzig 1892
As in Duboc's other writings, this one also contains a large number of excellent views on individual areas of life and science. Anyone who makes claims that go into the depths of science and that go beyond the standpoint of modern rationalist enlightenment will derive little satisfaction from this book. What an educated man, without being a philosopher, thinks about philosophical problems is interesting to hear here and there in conversation; systematically processed into a book, it has the character of platitude and triviality. Arbitrary reasoning is by no means philosophy. Sentences such as this: "If, in the sense of ethical mechanics, one considers only the mental apparatus of movement, then every moment which, acting in man, drives and determines him in his actions and behavior, falls under the general heading of drives or instincts" (5.49) say nothing at all about the essence of the matter under consideration. But because the author has a sound power of observation, he arrives at insights that are remarkable even from inadequate principles. These include his views on the character of the sensations of pleasure and displeasure and their relation to moral action. The drive as such is not originally concerned with bringing about a pleasurable sensation, but with restoring the inner equilibrium of man that has been lost in a certain area (8.55). "In that a sensation of pleasure springs from the activity of the instinct, which can then be imagined as such, becomes an imagination (a sensation of pleasure), this imagination is based on the instinct preceding it or its activity. In this respect, "the idea of pleasure does not first awaken the drive", if by awakening we understand something like calling into being. On the other hand, the idea of pleasure, once it has become independent, can very well awaken the drive, or stimulate it, spur it on, arouse it" (p.109f.). The drive that goes to its activity is thus the first; that it has pleasure in its wake is the second. This realization is of the utmost importance, for it shows that life does not initially aim at pleasure, but at the restoration of its disturbed equilibrium. Only the experience that a certain pleasure is connected with the activity of a certain instinct then leads to the search for this pleasure itself and to make use of the satisfaction of the instinct for this purpose. If this law is also extended to the moral instincts, it is directed against the eudaemonistic ethics, which claims that the goal of human will is pleasure. The truth is that pleasure is only a necessary consequence of the fulfillment of our will. The attempts to clarify these concepts in the chapter "Drive and Pleasure" (pp.102-163) are very interesting, and it is only a pity that the author is unable to raise them above the level of subjective ideas.
Julius Duboc - Grundriss Einer Einheitlichen Trieblehre Vom Standpunkte Des Determinismus
Leipzig 1892
Wie in Dubocs übrigen Schriften, so findet man auch in dieser eine große Zahl trefflicher Ansichten über einzelne Gebiete des Lebens und der Wissenschaft. Wer Ansprüche stellt, die in die Tiefen der Wissenschaft gehen und die über den Standpunkt der modernen rationalistischen Aufklärung hinausgehen, wird aus diesem Buche wenig Befriedigung schöpfen. Was ein gebildeter Mann, ohne Philosoph zu sein, über philosophische Probleme denkt, ist interessant hie und da im Gespräche zu hören; systematisch zu einem Buche verarbeitet, trägt es den Charakter der Plattheit und Trivialität. Willkürliches Raisonnement ist eben durchaus keine Philosophie. Sätze wie dieser: «Wenn man im Sinne einer ethischen Mechanik lediglich den seelischen Bewegungsapparat ins Auge faßt, so fällt jedes Moment, welches im Menschen wirkend ihn in seinem Tun und Verhalten antreibt und bestimmt, unter die Gesamtrubrik der Antriebe oder Triebe» (5.49) besagen über das Wesen der ins Auge gefaßten Sache gar nichts. Weil aber der Verfasser eine gesunde Beobachtungsgabe hat, kommt er selbst von unzulänglichen Prinzipien aus zu Erkenntnissen, die bemerkenswert sind. Dazu gehören seine Ansichten über den Charakter der Lust- und Unlustempfindungen und deren Bezug zum sittlichen Handeln. Der Trieb geht als solcher ursprünglich nicht auf die Herbeiführung einer Lustempfindung, sondern auf Herstellung des auf einem gewissen Gebiete verlorengegangenen inneren Gleichgewichts des Menschen (8.55). «Indem aus der Betätigung des Triebes eine Empfindung der Lust quillt, die dann als solche vorgestellt werden kann, zur Vorstellung (zur Lustempfindung) wird, beruht diese Vorstellung auf dem ihr vorangehenden Trieb resp. dessen Betätigung. Insofern «weckt die Vorstellung von Lust nicht erst den Trieb», wenn man unter wecken soviel wie ins Leben rufen versteht. Dagegen kann im weiteren Verlaufe die einmal selbständig gewordene Vorstellung der Lust sehr wohl den Trieb wecken, resp. ihn stimulieren, anspornen, wachrufen» (S.109f.). Der Trieb, der auf seine Betätigung geht, ist also das erste; daß er Lust im Gefolge hat, das zweite. Diese Erkenntnis ist von der allergrößten Wichtigkeit, denn sie zeigt, daß das Leben zunächst nicht auf die Lust ausgeht, sondern auf die Herstellung seines gestörten Gleichgewichtes. Erst die Erfahrung, daß mit der Betätigung eines bestimmten Triebes eine bestimmte Lust verbunden ist, führt dann dazu, diese Lust selbst zu suchen und sich dazu der Befriedigung des Triebes zu bedienen. Dehnt man dieses Gesetz auch auf die sittlichen Triebe aus, so richtet es sich gegen die eudämonistische Ethik, welche behauptet, daß das Ziel des menschlichen Wollens die Lust sei. Die Wahrheit ist, daß die Lust sich nur als notwendige Folge an die Erfüllung unseres Wollens knüpft. Die in dem Kapitel «Trieb und Lust» (S.102-163) genommenen Anläufe zu einer Klarstellung dieser Begriffe sind sehr interessant, und es ist nur schade, daß der Verfasser sie über das Niveau subjektiver Einfälle nicht zu erheben vermag.