Collected Essays on Philosophy, Science, Aesthetics and Psychology 1884–1901
GA 30
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54. Existence as Pleasure, Suffering and Love
The ancient Indian world view in modern presentation. A contribution to Darwinism, Brunswick 1891
Zeus in a tailcoat with a white bandage, that is the impression that the Indian theory of evolution, draped as modern Darwinism, gives us. You only need to fulfill two conditions: to take the esotericism of the Indians in a crude way and to extend Darwinism misleadingly beyond the realm of the physical world, then you can create a philosophical monster like this book. The intuitive wisdom of the Orient flows in a deep bed. Only the researcher who ventures into the element that is dangerous for knowledge can reach the bottom. The author of this book wants to see to the bottom with the eyes of understanding. He must therefore divert the river into a broad, shallow bed. He has succeeded in doing so. One can get by with the work without intellectual swimming. The water of the mechanical explanation of nature, to which the author - he is not on the title page - leads us, barely reaches up to the ankles. Whoever wants to recognize in the individual the All-Spirit, in the individual being the sum of existences through which it has to pass, must understand before all other things that this can only happen by delving into its inner being, not by an external way of looking at it. He who understands his own individuality as a human being finds all lower forms of existence within himself; he sees himself as the highest link in a broad ladder; he knows how everything else lives when he knows how to live it, how to relive it. A higher life is able to absorb every lower life and to visualize it in its own way. The possibility of man's understanding of the world is based on this. To imagine this idea as an embodiment of the individual in various, ever more perfect forms in the sequence of time is merely a figurative representation. This is what esotericism means. Those who take the images for what they are know nothing of esotericism. It is a peculiarity of Oriental spiritual life that it creates images which express great human ideas with great precision and vividness. One should ensure the widest possible dissemination of these pictorial masses, but they should not be distorted by the grafting on of Western realism. This book does that beyond recognition.
Das Dasein Als Lust, Leid und Liebe
Die altindische Weltanschauung in neuzeitlicher Darstellung. Ein Beitrag zum Darwinismus, Braunschweig 1891
Zeus im Frack mit weißer Binde, das ist der Eindruck, den uns die indische Evolutionslehre, als moderner Darwinismus drapiert, macht. Man braucht nur zweierlei Bedingungen zu erfüllen: die Esoterik der Inder grobanschaulich zu nehmen und den Darwinismus mißverständlich über das Reich der Körperwelt auszudehnen, dann kann man ein philosophisches Ungeheuer schaffen, wie es dieses Buch ist. Die intuitive Weisheit des Orients strömt in einem tiefen Bette. Nur der Forscher, der sich in das für die Erkenntnis gefährliche Element wagt, kann den Grund erreichen. Der Verfasser dieses Buches will mit Verstandesaugen bis zu demselben sehen. Er muß daher den Fluß in ein breites, seichtes Bett ableiten. Das ist ihm gelungen. Man kann ohne geistige Schwimmkunst bei dem Werke auskommen. Das Wasser der mechanischen Naturerklärung, zu dem der Verfasser — er steht nicht auf dem Titelblatt — uns führt, reicht kaum bis an die Knöchel. Wer im Individuum den Allgeist, im Einzelwesen die Summe von Existenzen, die dasselbe zu durchlaufen hat, erkennen will, der muß vor allen andern Dingen begreifen, daß dies nur durch Vertiefung in sein Inneres geschehen kann, nicht durch eine äußerliche Betrachtungsweise. Wer seine eigene Individualität als Menschenwesen versteht, der findet alle niederen Daseinsformen in sich; er sieht sich als oberstes Glied einer weiten Stufenleiter; er weiß, wie alles andere lebt, wenn er es nachzuleben, wiederzuleben versteht. Ein höheres Leben vermag jedes niedere in sich aufzunehmen und in seiner Art wieder zu vergegenwärtigen. Darauf beruht die Möglichkeit des Verstehens der Welt durch den Menschen. Diesen Gedanken als eine in der Zeitenfolge vor sich gehende Verkörperung des Individuums in verschiedenen, immer vollkommeneren Formen vorzustellen ist bloß bildliche Darstellung. So meint es die Esoterik. Wer die Bilder für die Sache nimmt, weiß nichts von Esoterik. Es ist geradezu eine Eigentümlichkeit des morgenländischen Geisteslebens, daß es Bilder schafft, die mit bis ins einzelne gehender Genauigkeit und Anschaulichkeit große Menschheitsgedanken ausdrücken. Man sollte für die weiteste Verbreitung dieser Bildermassen sorgen, aber man soll sie nicht durch Aufpfropfung abendländischen Realismus entstellen. Das vorliegende Buch besorgt das bis zur Unkenntlichkeit.