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The Rudolf Steiner Archive

a project of Steiner Online Library, a public charity

Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29

Automated Translation

Magazin für Literatur 1898, Volume 67, 44

97. “Das Erbe”

Play in four acts by Felix Philippi
Performance at the Berliner Theater, Berlin

The House of Larun owns a large gun factory. When this "factory" was founded, old Larun was assisted by Heinrich Sartorius as his spiritual sidekick. At the moment the curtain rises, 35 years have passed since the factory was founded. An anniversary celebration is held. The old Larun is dead. His son, Baron Karl von Larun, has taken up the "inheritance". The spiritual creator, Privy Councillor of Commerce Sartorius, manages the factory with energy and dedication. He has grown completely attached to "his work". A seditious brochure is published in which the young Larun is called "wax in the hands of the old man". It is the first hint that the old man, who has earned the gratitude of the House of Larun and is idolized by the entire factory staff, is to be lifted out of the saddle. A second hint with an even thicker stake is the stencil-like theater intriguer who appears in the person of the department head van der Matthiesen. He has a daughter who does the scheming in the service of her father and the flirtation on her own account. The state has withdrawn a large order that it had placed with the Larun factory because it can obtain the same goods cheaper and just as well from an English company. The factory secret has been betrayed. After hearing this, everything is clear to the audience, and if the characters in the play didn't have to have that degree of stupidity that bad playwrights need to carry on their plot, old Sartorius would say to the young Baron: dear friend, throw this fellow, van der Matthiesen, out as quickly as possible. Of course he has committed treason. But it can't be done that way. Mr. Felix Philippi would have to dismiss his audience after half an hour. And he has to fill a theater evening. The fact that old Sartorius first needs an accomplice to get to the bottom of the matter, the scoundrel Lorinser, who first helped Matthiesen to betray the factory secret and who now betrays the spiritual leader again for 20,000 marks, is boring and annoying for the audience. The fact that the young Larun does not see through the truth for a long time is at least motivated by the art of scenery. He falls in love with Matthiessen's flirtatious daughter. And love, of course, is blind. The young heir forgets what he owes to his father's tried and tested advisor. As the old man begins his campaign against the man who has damaged the work, a fierce confrontation ensues between the faithful servant and the new master. The tried and tested head of the factory is given his leave. In order to drag the completely uninteresting plot along, the playwright tries everything at his disposal. Of the means used, the most disgusting is the cheeky attack on the tear ducts. The fact that the press has attempted to see in the plot an allusion to one of the most important political events in the German Reich is merely a symptom of the tastelessness of some of our newspaper criticism.

«DAS ERBE»

Schauspiel in vier Aufzügen von Felix Philippi
Aufführung im Berliner Theater, Berlin

Das Haus Larun besitzt eine große Gewehrfabrik. Als dieses «Werk» gegründet wurde, stand dem alten Larun als geistiger Handlanger Heinrich Sartorius zur Seite. In dem Augenblicke, da der Vorhang aufgeht, sind 35 Jahre seit der Gründung der Fabrik verflossen. Eine Jubiläumsfeier wird abgehalten. Der alte Larun ist tot. Der Sohn, Baron Karl von Larun, hat das «Erbe» angetreten. Der geistige Schöpfer, Geheimer Kommerzienrat Sartorius, leitet mit Energie und Hingebung die Fabrik. Er ist ganz verwachsen mit «seinem Werke». Eine aufrührerische Broschüre ist erschienen, in welcher der junge Ların Wachs in den Händen des Alten genannt wird. Sie ist der erste Wink mit dem Zaunpfahl, der anzeigt, daß der Alte, der sich den Dank des Hauses Larun verdient hat und den das ganze Fabrikpersonal vergöttert, aus dem Sattel gehoben werden soll. Ein zweiter Wink mit einem noch dickeren Pfahl ist der schablonenhafte Theaterintrigant, der in der Person des Abteilungschefs van der Matthiesen erscheint. Dieser hat eine Tochter, die das Intrigieren im Dienste ihres Vaters und das Kokettieren auf eigene Rechnung besorgt. Der Staat hat einen großen Auftrag, den er dem Larunschen Werke gegeben hat, zurückgenommen, weil er von einer englischen Firma dieselbe Ware billiger und ebenso gut erhalten kann. Das Fabrikgeheimnis ist verraten worden. Nachdem er das gehört hat, ist dem Zuschauer alles klar, und wenn die Personen des Stückes nicht jenen Grad von Blödigkeit haben müßten, die schlechte Theaterschriftsteller zur Fortführung ihrer Handlung brauchen, so würde der alte Sartorius zu dem jungen Herrn Baron sagen: lieber Freund, schmeißen Sie doch diesen Burschen, den van der Matthiesen, schleunigst hinaus. Der hat selbstverständlich den Verrat begangen. Aber so kann es nicht gemacht werden. Da müßte Herr Felix Philippi sein Publikum schon nach einer halben Stunde entlassen. Und er muß doch einen Theaterabend füllen. Daß der alte Sartorius erst noch einen Helfershelfer braucht, um hinter den Sachverhalt zu kommen, den Schuft Lorinser, der erst dem Matthiesen geholfen, das Fabrikgeheimnis zu verraten, und der jetzt für 20000 Mark dem geistigen Leiter den Verrat wieder verrät, ist für den Zuschauer langweilig und ärgerlich. Daß der junge Larun die Wahrheit lange nicht durchschaut, ist wenigstens vom Standpunkte der Kulissenkunst motiviert. Er verliebt sich in Matthiesens kokette Tochter. Und Liebe macht ja natürlich blind. Der junge Erbe vergißt, was er dem erprobten Ratgeber seines Vaters schuldet. Da der Alte seinen Feldzug gegen den Schädiger des Werkes beginnt, findet eine heftige Auseinandersetzung zwischen dem treuen Diener und dem neuen Herrn statt. Dem erprobten Leiter des Werkes wird der Abschied gegeben. Um die völlig uninteressante Handlung fortzuschleppen, wird alles versucht, was dem Stückefabrikanten zu Gebote steht. Von den aufgewandten Mitteln ist das freche Attentat auf die Tränendrüsen das Widerlichste. Daß in der Presse der Versuch gemacht worden ist, in der Handlung eine Anspielung auf einen der bedeutendsten politischen Vorgänge des Deutschen Reiches zu sehen, will ich nur als ein Symptom für die Geschmacklosigkeit eines Teiles unserer Zeitungskritisiererei registrieren.