Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29
Automated Translation
Magazin für Literatur 1898, Volume 67, 21
85. “Dead Time”
Drama in three acts by Ernst Hardt
Performance by the Freie Bühne, Berlin
The three-act drama by Ernst Hardt, which followed Hofmannsthal's "Scene", is a youth play with the worst faults of such a play: Dependence on role models, lack of a lively sense of observation, clumsiness in the structure of the plot. Ibsen, Hauptmann, Maeterlinck and many others can be heard speaking from Hardt's sentences. We are dealing with four lonely people. Estella lives next to her husband, a dead time for her soul, because he pursues his philosophical musings and lets her wither away. Another woman still lives in the house: she was once engaged to her husband and is now "married to both of them, so to speak". She endures living in the house because she sees that the woman who took her lover from her is not happy. She finds happiness in being a support to both husbands. Guided by her strong will, the life of the "lonely one" goes by. Then suddenly a fourth man arrives, Estella's former lover. He once abandoned her to his rival because he believed she would be happy with him. He sees himself deceived and believes he is entitled to clarify the relationship between the spouses. The man, the scales fall from his eyes, goes into the water.
The play reveals a serious artistic endeavor. But at no point are you swept away, the people and the conflicts are indifferent. They are not experienced; they are exquisite. Everything seems second-hand. The play was written by a poet who, for the time being, only knows life from books.
«TOTE ZEIT»
Drama in drei Aufzügen von Ernst Hardt
Aufführung der Freien Bühne, Berlin
Das dreiaktige Drama von Ernst Hardt, das auf Hofmannsthals «Szene» folgte, ist eine Jugendarbeit mit den schlimmsten Fehlern einer solchen: Abhängigkeit von Vorbildern, Mangel an lebendigem Beobachtungssinn, Ungeschicklichkeit im Aufbau der Handlung. Ibsen, Hauptmann, Maeterlinck und viele andere hört man sprechen aus Hardts Sätzen. Mit vier einsamen Menschen haben wir es zu tun. Estella lebt neben ihrem Manne eine für ihr Seelenleben tote Zeit dahin, weil dieser seinen philosophischen Grübeleien nachgeht und sie verkümmern läßt. Eine andere Frau lebt noch im Hause: sie war einst mit dem Manne verlobt und ist jetzt «gewissermaßen mit beiden verheiratet». Sie erträgt es, in dem Hause zu leben, weil sie sieht, daß die Frau, die ihr den Geliebten genommen, nicht glücklich ist. Sie findet ihr Glück darinnen, beiden Gatten eine Stütze zu sein. Von ihrem starken Willen geleitet, geht das Leben der «Einsamen» dahin. Da kommt plötzlich ein Vierter, der ehemalige Geliebte Estellas. Er hat sie einst dem Nebenbuhler überlassen, weil er glaubte, sie werde mit ihm glücklich sein. Er sieht sich getäuscht und glaubt sich berechtigt, Aufklärung in das Verhältnis der Gatten zu bringen. Der Mann, dem die Schuppen von den Augen fallen, geht ins Wasser.
Ein ernstes künstlerisches Streben gibt sich in dem Stücke kund. Aber man wird an keiner Stelle mitgerissen, die Menschen und die Konflikte sind gleichgültig. Sie sind nicht erlebt; sie sind erlesen. Alles scheint aus zweiter Hand. Ein Dichter hat das Stück geschrieben, der das Leben vorläufig nur aus Büchern kennt.