Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29
Automated Translation
Magazin für Literatur 1898, Volume 67, 8
78. “Das Grobe Hemd”
Folksstück by C. Karlweis
Performance at the Lessing Theater, Berlin
Schöllhöfer has turned from a poor devil into a money-spinner. In his youth, he struggled to make ends meet. Then he became an entrepreneur, and finally he retired with a tidy sum. In his eyes, only people who do what he does are sensible. Because "money makes the world go round". That is his world view. He has a son and a daughter. The son has studied engineering and traveled. He lives a brisk, smart life on his father's money. All this pleases the old man. After all, why should the rich Schöllhöfer's son let himself get away with anything? He's got it. Nor does the father dislike the fact that the "Bua" is looking for a job. If he really wants to earn his clothes, he may do so. But the young man has other quirks. He is a socialist and in theory despises the blood money that his father has stolen from the workers, even though in reality he lives on it. Something like that has to be cured. That is easy. Because the old Schöllhöfer has the necessary peasant shrewdness, and the young Schöllhöfer is a sheep's head who believes the clumsiest bears that are put on him. So the old man suddenly claims that he's gambled away all his money and that the "Bua" now has to support his father and sister from his head's labor. The daughter, who used to spend her time living a lazy life in the most beautiful dresses and hats, adapts to the new situation. She sweeps and mops the house, she cooks too. But things don't go well with the son. He can't stand the "rough shirt". He only begins to live again when his father explains to him that the loss of money was a ruse to cure him.
In my opinion, the material is only suitable for a farce. Karlweis begins like a comedy and ends like a farce. This shows a lack of sense of style. The style of the cover looks like a bad joke.
The attitude expressed in the play is quite unbearable. Contemptible philistinism triumphs over a beautiful, albeit erroneous, sentiment. The superiority of the old philistine of the lowest sort over the young renegade is portrayed with nauseating importunity. A full purse is worth more than the noblest ideals. In the play, the world is seen from the point of view from which the uplifting saying is coined: "Money holds body and soul together."
Rudolf Tyrolt, as a guest of the Lessing Theater, played the old money-grubber with a fitting characterization.
«DAS GROBE HEMD»
Volksstück von C. Karlweis
Aufführung im Lessing-Theater, Berlin
Schöllhöfer ist aus einem armen Teufel ein Geldprotz geworden. In seiner Jugend hat er sich mühsam durchgeschlagen. Dann hat er es zum Unternehmer gebracht, und zuletzt hat er sich mit einem hübschen Sümmchen zur Ruhe gesetzt. In seinen Augen sind nur diejenigen Leute vernünftig, die es machen wie er. Denn «Geld regiert die Welt». Das ist seine Weltanschauung. Er hat einen Sohn und eine Tochter. Der Sohn hat die Ingenieurwissenschaften studiert und Reisen gemacht. Er lebt als ein flotter, schmucker Lebemensch von dem Gelde seines Vaters. Das alles gefällt dem Alten. Denn warum sollte der Sohn des reichen Schöllhöfer sich etwas abgehen lassen? Man hat's ja. Auch ist es dem Vater nicht zuwider, daß der «Bua» eine Stellung sucht. Wenn er sich durchaus seine Kleider verdienen will, so mag er das tun. Der junge Mann hat aber noch andere Schrullen. Er ist Sozialist und verachtet in der Theorie das Blutgeld, das sein Vater den Arbeitern abgestohlen hat, trotzdem er in Wirklichkeit davon lebt. So etwas muß kuriert werden. Das geht leicht. Denn der alte Schöllhöfer hat dazu die nötige Bauernschlauheit, und der junge Schöllhöfer ist ein Schafskopf, der die plumpesten Bären, die man ihm aufbindet, glaubt. Der Alte behauptet also plötzlich, er hätte sein ganzes Geld verspekuliert und der «Bua» müsse jetzt den Vater und die Schwester von seines Kopfes Arbeit erhalten. Die Tochter, die früher ihre Zeit darauf verwendet hat, in den schönsten Kleidern und Hüten ein Faulenzerleben zu führen, fügt sich in die neue Lage. Sie fegt und scheuert das Haus, sie kocht auch. Aber mit dem Sohne will es nicht recht gehen. Er kann das «grobe Hemd» nicht vertragen. Er fängt erst wieder an zu leben, als der Vater ihm erklärt, daß das mit dem Geldverlust eine List war, um ihn zu kurieren.
Meiner Meinung nach ist der Stoff nur für eine Posse geeignet. Karlweis setzt lustspielartig ein und schließt possenhaft. Das zeugt von einem Mangel an Stilgefühl. Der Umschlag im Stil wirkt wie ein schlechter Scherz.
Ganz unerträglich ist die Gesinnung, die in dem Stücke zum Ausdruck kommt. Das verächtliche Banausentum siegt über eine, wenn auch irrige, doch schöne Regung. Mit ekelerregender Aufdringlichkeit wird die Überlegenheit des alten Philisters niederster Sorte über den jungen Querkopf dargestellt. Ein voller Geldbeutel ist doch mehr wert als die edelsten Ideale. Die Welt wird in dem Stücke von dem Gesichtspunkte aus angesehen, von dem aus das erhebende Sprüchlein geprägt ist: «Das Geld hält Leib und Seele zusammen.»
Rudolf Tyrolt spielte als Gast des Lessing-Theaters den alten Geldprotz mit treffender Charakteristik.