Collected Essays on Drama 1889–1900
GA 29
Automated Translation
Das Magazin für Litertur 1897, Volume 66, 32
139. Marie Seebach
Marie Seebach died on August 2, 1897 in St. Moritz. I am one of those who only know the great way in which this artist portrayed Gretchen, Klärchen, Ophelia and Desdemona in the 1960s from theater history and from the enthusiastic accounts of older people. Theater historians report on the rapturous enthusiasm of the audience and the unreserved applause of the best connoisseurs. One gets the idea that Marie Seebach had a way of conceiving and rendering the aforementioned poetic creations that represents a piece of acting art in itself, which was lost at the time when she no longer felt young enough to embody those characters. And only when one hears
the eyewitnesses of her performances speak! How the memory of great artistic experiences flows out of them in words of the most tumultuous enthusiasm! You realize that they have something to talk about that they value as unique in its kind. Marie Seebach's art may have been consigned to history in recent years, but the respect for this great woman was still alive. The impression her personality made was uplifting. I felt this impression when, some time ago in Weimar, she gave a noble, heartfelt speech as she handed over the asylum she had founded for needy actors who had grown old. A life full of beautiful and painful experiences looked out of her eyes. It was a great nature that spoke. I will never forget the words she used to express how she found comfort for the "greatest pain a mother's heart could suffer", the loss of her dearly beloved son, in the foundation she created for the benefit of those of her fellow professionals who were not allowed to secure a carefree old age for themselves.
MARIE SEEBACH
Marie Seebach ist am 2. August 1897 in St. Moritz gestorben. Ich gehöre zu denjenigen, welche die große Art, mit der diese Künstlerin das Gretchen, das Klärchen, die Ophelia, die Desdemona in den sechziger Jahren zur Darstellung brachte, nur aus der Theatergeschichte und aus den begeisterten Schilderungen älterer Leute kennen. Von stürmischer Begeisterung der Zuschauer, von rückhaltlosem Beifall der besten Kenner berichten die Theaterhistoriker. Man erhält die Vorstellung, daß Marie Seebach eine Auffassungsweise und Wiedergabe der genannten dichterischen Schöpfungen eigen war, die ein Stück Schauspielkunst für sich darstellt, das in dem Zeitpunkte verloren war, als sie sich nicht mehr jung genug fühlte, jene Gestalten zu verkörpern. Und erst, wenn man
die Augenzeugen ihrer Leistungen reden hört! Wie sich in diesen die Erinnerung an große Kunsterlebnisse in Worten der stürmischsten Begeisterung ausströmt! Man merkt, sie haben von etwas zu erzählen, was sie als einzig in seiner Art schätzen. Zwar gehörte in den letzten Jahren die Kunst der Marie Seebach der Geschichte an: lebendig aber war die Hochachtung vor der großangelegten Frau. Der Eindruck, den ihre Persönlichkeit machte, hatte erwas Erhebendes. Ich empfand diesen Eindruck, als sie vor einiger Zeit in Weimar mit einer edlen, herzlichen Rede das von ihr begründete Asyl für altgewordene, bedürftige Schauspieler seinem Zweck übergab. Ein Leben voll schöner und schmerzlicher Erfahrungen blickte aus ihren Augen. Eine große Natur war es, die da sprach. Unvergeßlich sind mir die Worte, mit denen sie kundgab, wie sie Trost finde für den «größten Schmerz, der ein Mutterherz treffen könne», den Verlust des von ihr innig geliebten Sohnes, in der Stiftung, die sie zum Wohle derjenigen ihrer Berufsgenossen geschaffen, denen es nicht gegönnt ist, sich selbst ein sorgenfreies Alter zu sichern.